Letzte Woche hatten wir die letzten Vorbereitungen für die
erste Abschlussprüfung gemacht. Gestern übergaben wir die Aufgaben Verena und
sie hat sie gleich in den Laptop geklopft. Der Unterricht spezialisiert sich
jetzt gerade auf das, was wir in den letzten Wochen gelernt hatten um den Stoff
zu perfektionieren, damit wir alle durchbringen. In Mathematik sieht man jetzt
die ersten Schwierigkeiten bei den Divisionen, da einige einfach noch ein
bisschen länger brauchen. Im Großen und Ganzen gehe ich aber mit einem guten
Gefühl in die Sache und ich bin mir ziemlich sicher, dass es der Großteil
bestehen wird.
Freitags machten wir uns gegen 12 auf den Weg nach Cape
Coast, eine der drei größeren Städte an der Goldküste von Ghana. Unser
Hauptausflugziel war das Cape Coast Castle und die damit verbundene Geschichte
der Sklaverei. Unter der Woche haben wir dann noch den Kankuum Nationalpark im
Reiseführer gefunden, der einen Baumkronenweg in rund 50 Metern Höhe
beinhaltet.
Naja freitags jedenfalls wollten wir uns gegen 11 Uhr auf
den Weg nach Cape Coast machen, da wir wussten dass es, wie der letzte Trip,
ein langer Weg wird. Da das Taxi aber 1 Stunden Verspätung hatte, war eh
irgendwie klar, schlugen wir die Zeit noch in der Schule tot. Als das Taxi dann
eintraf, fuhr es noch 1 Kilometer in die falsche Richtung, bis wir ihn darauf
aufmerksam machten, dass wir nach Nsawon und nicht nach Koforidua wollen. Er
wendete rasch und wir machten uns munter auf den Weg nach Nsawon. In der Stadt
wechselten wir dann das Fahrzeug und fuhren mit dem TroTro weiter nach Accra.
Die 1 stündige Fahrt kannten wir schon ganz gut und sie war deswegen auch
weniger aufregend für uns. In Accra angekommen ließ uns der Busfahrer bei der
Central Station aussteigen und mehrere Leute zeigten uns den Weg zur nächsten
TroTro Station. Auf den Weg dorthin durchquerten wir kleine Gassen und Karin
riss ein Riemen beim Flip Flop. Da aber sowieso jedes 7 Geschäft, Schuhe
verkauft und herrichtet mussten wir auch gar nicht lange suchen bis uns ein junger
Mann für umgerechnet 40 Cent den Flip Flop wieder fixierte. Nach diesem kurzen
Aufenthalt machten wir uns aber wieder auf den Weg zur Station. Zwischendurch
lernten wir noch Boris, ein Ghanaer mit Brille der gegen 30 Jahre alt war,
kennen. Er erzählte uns, dass er einige Zeit in Deutschland verbracht hatte und
seine Deutschkenntnisse machte das auch deutlich. Wir tauschten nur kurz
Informationen aus, mussten uns dann aber auch schon wieder auf den Weg machen,
da die Zeit schon etwas kurz bemessen war und wir unbedingt vor der Dunkelheit
in Cape Coast sein wollten. Nach einem kurzen Marsch von 10 Minuten gelangen
wir dann zum „Busbahnhof“ und stiegen dann auch gleich in einen kleinen
Stadtbus. Dieser beförderte uns dann innerhalb von 20 Minuten nach Kaneschi,
eine der größten TroTro Stationen von Accra. Wir bereiteten uns auf eine lange
Suche vor, wurden aber „glücklicherweise“ gleich fündig. Gegen halb 3 fuhren
wir dann von Accra weg und machten uns auf den 4 stündigen Weg die Küste
entlang. Die Straßen waren in guten Zustand, nur das die Bodenwellen weniger
als Geschwindigkeitsbegrenzung sondern als Zierden gebaut wurden. Trotz alledem
ging die Fahrt gut dahin und wir hatten das Gefühl ganz gut in der Zeit zu
liegen. Ich legte meinen Kopf auf die Kopflehne meines Vordermannes und
versuchte ein kleines Nickerchen zu machen…
Kurz nachdem ich meine Augen schloss und gedanklich schon
wieder beim Meer war, machte es einen Schnalzer und der Hintere Linke Reifen
platze auf der Schnellstraße. Wir hatten Glück, das wir gerade auf einer
geraden Straße und nicht zu schnell unterwegs waren, so konnte das TroTro nach
gut 200 Metern, neben der Straße, zum Stillstand kommen. Erschrocken und mit
einem erhöhten Puls, verließen wir das TroTro und inspizierten den kaputten Reifen
bzw, dass was davon noch übrig war. Ironischerweise redeten wir noch eine Woche
davor, dass es bis jetzt noch nie passierte und wir nur darauf warten, bis es
mal soweit kommen wird. Naja im Endeffekt nutzten wir die Gelegenheit um eine
zu qualmen und auf die „Toilette“ zu gehen, während unser Fahrer den Reifen
wechselte. Durch die Art uns weise wie er sich anstellte merkte man schnell,
dass er bis jetzt nur als Fahrer fungierte und wahrscheinlich noch nie etwas
reparierte. Er stellte den Wagenheber ein und probierte ob er den restlichen
Wagen, mittels Steine in der Luft hält. Funktionierte natürlich nicht und die Steine
zersprangen, der Wagen krachte mit einem Satz wieder zu Boden. Sein fragender
Blick, war mehr als deutlich und ich dachte mir, dass wir jetzt wahrscheinlich
eine lange Wartezeit haben werden. Nach 20 Minuten fuhr aber schon das nächste
TroTro zum Straßenrand und der Fahrer half uns den Reifen zu befestigen. Nach
diesem kurzen Erlebnis nahmen wir wieder im Bus Platz und erfreuten uns auf
weitere 90 Minuten Fahrzeit. Die restliche Fahrt verging eher „ruhig“ und wir
erreichten Cape Coast gegen 19 Uhr. Aus dem TroTro ausgestiegen und in ein Taxi
umgestiegen fuhren wir dann auch schon Richtung Oasis Beach Club, dass direkt
am Strand seinen Standort hatte.
Die Anlage war mit einem großen Freiluftrestaurant bestückt
und der Besitzer war ein Deutsch-Türke, der vor 10 Jahren nach Ghana zog.
Direkt im Anschluss zum Restaurant schmückte noch eine kleine Runde Bar den
großen Eingangsbereich. Von dort aus ging es dann auch schon zum Strand, wo
sich der weiße Sand bis zu den Stufen ansammelte. Wir gingen schnell zur
Rezeption, gaben unsere Namen bekannt und nahmen den Schlüssel für unsere Hütte
entgegen. Die Schlafräumlichkeiten befanden sich im hinteren Bereich der Anlage
und bestanden aus Rundhütten im afrikanischen Stil. Die Außenwände waren mit
Ghanaischen Zeichen bemalt. Des Weiteren folgten normale Duschen und Toiletten.
Wir verstauten kurz unsere Sachen im Zimmer und machten uns dann auf den Weg
zum Vorderbereich um unsere Essen zu bestellen. Ich aß einen Hummer, einfach
weil ich bis jetzt noch nie einen gegessen habe, Karin bestellte sich einen
Cheeseburger und Julia aß Käse Makkaroni. Die Mahlzeiten waren fantastisch und
wir freuten uns über ein bisschen Abwechslung. Das Resort wurde hauptsächlich
von Volunteers genützt, was die Anzahl der weißen Leute nur deutlich machte. Am
späten Abend tranken wir noch eine Kleinigkeit und spielten Karten. Als es dann
aber doch schon später wurde gingen wir Richtung Bar, die zu diesem Zeitpunkt
schon richtig gefüllt war. Am hinteren Ende der Bar, sprach ich noch mit einem
Rastafari aus Cape Coast, der ein kleines Lokal in Strandnähe führt. Unsere
Gespräche führten uns über die kulturellen Unterschiede unserer Leute, die Vergangenheit
von Ghana und was nicht alles falsch läuft in dieser Welt. Wir führten dann
noch ein paar Gespräche mit den Einheimischen, tranken noch ein bisschen und
gingen gegen ein Uhr ins Bett.
Am nächsten Tag standen wir zeitig auf und den Kater den ich
erwartete schien sich doch noch schön in Grenzen zu halten. Ich nutzte die
Gunst der Stunde um in den Morgenstunden ein paar Fotos am Strand zu schießen.
Da ich von Ghana vor meiner Reise eher weniger wusste, war mir nicht bewusst
welche Schönheiten mich hier erwarten würden. Ich war von meinen bisherigen
Reisen schon sehr von diesem Land begeistert und freute mich deshalb umso mehr,
wenn wir uns wieder auf den Weg machten um neue Landstriche oder
Strandabschnitte unter die Lupe zu nehmen. In diesen Fall war es ein langer
weißer Strand, wo links, gut 200 Meter, von meinen Aussichtspunkt das Cape
Coast Castle stand und rechts der Strand nach ein paar Kilometern hinter einem
Hügel verschwand.
Die Sonne spiegelte sich im Wasser wieder und es herrschte
reger Wellengang. Fasziniert von dem Ausblick, blieb ich noch ein paar Minuten
stehen und beobachtete ein paar Kinder beim Spielen und Baden. Gegen 7 Uhr
gingen wir wieder in den vorderen Bereich und orderten unser Frühstück. Ich und
Julia aßen ein „Ironman“ Müsli und Karin verzehrte ein Omlett. Gut gefüllt von
dem Frühstück gingen wir Richtung Stadt und machten uns auf den Weg zum Kankuum
Nationalpark. Wir trafen 2 Volunteers aus den Niederlanden und teilten uns ein
Taxi mit ihnen. Dem Taxler schien es nichts auszumachen und nahm uns, obwohl
wir einer mehr waren, im Auto mit. Auf dem Weg zum Park mussten wir 2-mal
halten weil wir zu einer Polizeikontrolle kamen. Vor der ersten musste Julia
aussteigen damit die Polizisten nicht sehen, dass eine Person zu viel im Fahrzeug
sitzt. Die Polizisten bekamen das natürlich mit, und verlangten von ihm 5 Cidis
für dieses „Vergehen“ des Weiteren durften dann auch eine Person mehr im Auto
sitzen, den Sinn muss man einmal verstehen. Auf alle Fälle kamen wir dann nach
einer 30 Minütigen Fahrt zu dem Nationalpark. Am Eingang mussten wir dann 15
Cidis zahlen da wir Volunteers sind, normalerweise 30 Cidis, was für Ghanaische
Verhältnisse eher teuer ist. Wir zahlten den Eintritt und wurden einer großen
Gruppe, die aus einer Klasse mit ca. 40 Schülern, ein paar Reisende und einem
Indischen Paar, wo der Mann in Ghana arbeitet, zugeordnet.
Wir gingen einen
kurzen Weg durch den Busch bis wir dann zur ersten Plattform des Baumkronenwegs
kamen. Während der Wald vor uns an Höhe verlor, verlief eine Hängebrücke von
der ersten Baumkrone ca. 50 Meter zur
nächsten. Während wir anfangs noch warten mussten, die Schüler hatten den
Vortritt, unterhielt ich mich mit dem indischen Mann. Wir erfragten unsere
Herkunftsländer und redeten dann aber schnell über Ghana. Er gab mir seine
E-Mail Adresse und ich versprach ihm, dass ich ihm die Bilder vom Ausflug
schicke.
Von der Hängebrücke aus hatte man einen unglaublichen
Ausblick in die Weiten es Waldes. Bäume die bei uns normale Größe haben, erreichen
hier maximal die Hälfte dieser Bäume. Leider konnten wir keine Tiere
beobachten, da es durch die große Gruppe zu laut war. Es waren Insgesamt 6
Hängebrücken die in einem Halbkreis positioniert wurden.
Da die Brücken auch
noch zum Wackeln neigten, gab es den ganzen noch einen mulmigen Beigeschmack.
An der äußersten Plattform stand man in etwa 300 Meter tief im Wald und man
konnte den Geräuschen der Tiere lauschen. Leider dauerte dieser Ausflug nicht
allzu lange und wir verließen den Bereich innerhalb von 30 Minuten. Wir gingen
dann auch rasch wieder aus dem Busch hinaus wo uns schon die nächste Gruppe
entgegen kam. Am Eingang gab es dann noch einen Souveniershop und ein kleines
Restaurant. Wir rauchten noch eine im Außenbereich und kauften uns ein Eis. Im
Eingangsbereich trafen wir dann noch die indische Familie, die uns eine typisch
indische Speise anbot. Nach dieser kleinen Zwischenmahlzeit, fuhren wir dann
mit dem Taxi wieder zurück nach Cape Coast.
Wir erreichten unser Hotel am frühen Nachmittag und nutzen
das schöne Wetter um im Ozean schwimmen zu gehen. Die Wellen waren um einiges
höher als in Kokrobite (Big Millys) und in 200 Meter Entfernung sah man die
Brandung der Wellen bei der Burg. Den restlichen Nachmittag verbrachten wir
dann in gemütlicher Atmosphäre am Strand und bei der Bar. Während wir am Strand
lagen sahen wir wie einige Einheimische und der Besitzer des Hotels wie sie einen
riesigen Menschen aus Holz am Strand aufstellten. Durch Nachfragen erfuhren
wir, dass dieser um Mitternacht niedergebrannt wird. Einen größeren Hintergrund
hatte diese Zeremonie aber nicht.
Am Abend aßen wir dann noch mal so richtig
und tranken ein bisschen was um uns in Stimmung zu bringen. Leider war die
Musik die sie in der Bar spielten eher schlecht als Recht und ging uns mit der
Zeit auf die Nerven. Trotz Alledem hatten wir ein paar gute Gespräche und es
war im Endeffekt eine gelungene Nacht.
Das Verbrennen des Holzmenschen war dann
noch das Beste und sehr eindrucksvoll zum Anschauen. Wir gingen gegen 3 Uhr
erschöpft ins Bett und freuten uns auf den morgigen Ausflug zum Cape Coast
Castle.
Am Sonntag standen wir dann gegen 7 Uhr auf und ich machte
noch ein paar Fotos am Strand. Wir gingen dann noch schnell frühstücken und
machten uns um 9 Uhr auf den Weg zur Castle. Beim Eingang zahlten wir
einerseits den normalen Eintrittspreis und anderseits fürs fotografieren. Wir
wurden dann gleich einer kleinen Gruppe zugeordnet und die Führung begann
sofort. Es ist die jüngste von drei Sklavenburgen und wir durchliefen die
einzelnen Zonen die, die Sklaven durchliefen.
Wir erfuhren schreckliche
Geschichten über die Vergangenheit von Westafrika und die ständigen Kriege
zwischen den Kolonien. Auf der Mauer die zum Ozean schaut waren überall Kanonen
aufgestellt. Bei einem großen Tor das zum Strand führt stand mit großer Schrift
„way of no return“. Sklaven die zu dieser Station kamen wurden ausnahmslos auf
die Schiffe geschickt und nach Amerika verschifft. Die Sklaven wurden bis zu
drei Monate in den Kammern eingesperrt und hatten weder eine Stelle wo sie aufs
Klo konnten noch einen Zugang zu Wasser.
Hin und wieder wurde ihnen Essen durch
die Luftschlitze geschmissen. Nach der Besichtigung rauchten wir noch eine und
schauten uns bei den Ständen innerhalb der Mauer um. Gegen Mittag waren wir
wieder im Resort und verweilten dort gute 3 Stunden. Am Nachmittag machten wir
uns dann auf den Weg zurück in unser Dorf und die Reise verlief bis auf die
üblichen Aussetzer reibungslos. Bei der letzten Fahrt mussten wir noch mit
einem Taxifahrer über den Preis streiten, kamen aber dann mit ein bisschen
Aufschlag gegen 8 Uhr bei unserer Unterkunft.
I mag a zum Baumkronenweg!!!
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