Montag, 26. November 2012

Cape Coast


Letzte Woche hatten wir die letzten Vorbereitungen für die erste Abschlussprüfung gemacht. Gestern übergaben wir die Aufgaben Verena und sie hat sie gleich in den Laptop geklopft. Der Unterricht spezialisiert sich jetzt gerade auf das, was wir in den letzten Wochen gelernt hatten um den Stoff zu perfektionieren, damit wir alle durchbringen. In Mathematik sieht man jetzt die ersten Schwierigkeiten bei den Divisionen, da einige einfach noch ein bisschen länger brauchen. Im Großen und Ganzen gehe ich aber mit einem guten Gefühl in die Sache und ich bin mir ziemlich sicher, dass es der Großteil bestehen wird.



Freitags machten wir uns gegen 12 auf den Weg nach Cape Coast, eine der drei größeren Städte an der Goldküste von Ghana. Unser Hauptausflugziel war das Cape Coast Castle und die damit verbundene Geschichte der Sklaverei. Unter der Woche haben wir dann noch den Kankuum Nationalpark im Reiseführer gefunden, der einen Baumkronenweg in rund 50 Metern Höhe beinhaltet.
Naja freitags jedenfalls wollten wir uns gegen 11 Uhr auf den Weg nach Cape Coast machen, da wir wussten dass es, wie der letzte Trip, ein langer Weg wird. Da das Taxi aber 1 Stunden Verspätung hatte, war eh irgendwie klar, schlugen wir die Zeit noch in der Schule tot. Als das Taxi dann eintraf, fuhr es noch 1 Kilometer in die falsche Richtung, bis wir ihn darauf aufmerksam machten, dass wir nach Nsawon und nicht nach Koforidua wollen. Er wendete rasch und wir machten uns munter auf den Weg nach Nsawon. In der Stadt wechselten wir dann das Fahrzeug und fuhren mit dem TroTro weiter nach Accra. Die 1 stündige Fahrt kannten wir schon ganz gut und sie war deswegen auch weniger aufregend für uns. In Accra angekommen ließ uns der Busfahrer bei der Central Station aussteigen und mehrere Leute zeigten uns den Weg zur nächsten TroTro Station. Auf den Weg dorthin durchquerten wir kleine Gassen und Karin riss ein Riemen beim Flip Flop. Da aber sowieso jedes 7 Geschäft, Schuhe verkauft und herrichtet mussten wir auch gar nicht lange suchen bis uns ein junger Mann für umgerechnet 40 Cent den Flip Flop wieder fixierte. Nach diesem kurzen Aufenthalt machten wir uns aber wieder auf den Weg zur Station. Zwischendurch lernten wir noch Boris, ein Ghanaer mit Brille der gegen 30 Jahre alt war, kennen. Er erzählte uns, dass er einige Zeit in Deutschland verbracht hatte und seine Deutschkenntnisse machte das auch deutlich. Wir tauschten nur kurz Informationen aus, mussten uns dann aber auch schon wieder auf den Weg machen, da die Zeit schon etwas kurz bemessen war und wir unbedingt vor der Dunkelheit in Cape Coast sein wollten. Nach einem kurzen Marsch von 10 Minuten gelangen wir dann zum „Busbahnhof“ und stiegen dann auch gleich in einen kleinen Stadtbus. Dieser beförderte uns dann innerhalb von 20 Minuten nach Kaneschi, eine der größten TroTro Stationen von Accra. Wir bereiteten uns auf eine lange Suche vor, wurden aber „glücklicherweise“ gleich fündig. Gegen halb 3 fuhren wir dann von Accra weg und machten uns auf den 4 stündigen Weg die Küste entlang. Die Straßen waren in guten Zustand, nur das die Bodenwellen weniger als Geschwindigkeitsbegrenzung sondern als Zierden gebaut wurden. Trotz alledem ging die Fahrt gut dahin und wir hatten das Gefühl ganz gut in der Zeit zu liegen. Ich legte meinen Kopf auf die Kopflehne meines Vordermannes und versuchte ein kleines Nickerchen zu machen…


Kurz nachdem ich meine Augen schloss und gedanklich schon wieder beim Meer war, machte es einen Schnalzer und der Hintere Linke Reifen platze auf der Schnellstraße. Wir hatten Glück, das wir gerade auf einer geraden Straße und nicht zu schnell unterwegs waren, so konnte das TroTro nach gut 200 Metern, neben der Straße, zum Stillstand kommen. Erschrocken und mit einem erhöhten Puls, verließen wir das TroTro und inspizierten den kaputten Reifen bzw, dass was davon noch übrig war. Ironischerweise redeten wir noch eine Woche davor, dass es bis jetzt noch nie passierte und wir nur darauf warten, bis es mal soweit kommen wird. Naja im Endeffekt nutzten wir die Gelegenheit um eine zu qualmen und auf die „Toilette“ zu gehen, während unser Fahrer den Reifen wechselte. Durch die Art uns weise wie er sich anstellte merkte man schnell, dass er bis jetzt nur als Fahrer fungierte und wahrscheinlich noch nie etwas reparierte. Er stellte den Wagenheber ein und probierte ob er den restlichen Wagen, mittels Steine in der Luft hält. Funktionierte natürlich nicht und die Steine zersprangen, der Wagen krachte mit einem Satz wieder zu Boden. Sein fragender Blick, war mehr als deutlich und ich dachte mir, dass wir jetzt wahrscheinlich eine lange Wartezeit haben werden. Nach 20 Minuten fuhr aber schon das nächste TroTro zum Straßenrand und der Fahrer half uns den Reifen zu befestigen. Nach diesem kurzen Erlebnis nahmen wir wieder im Bus Platz und erfreuten uns auf weitere 90 Minuten Fahrzeit. Die restliche Fahrt verging eher „ruhig“ und wir erreichten Cape Coast gegen 19 Uhr. Aus dem TroTro ausgestiegen und in ein Taxi umgestiegen fuhren wir dann auch schon Richtung Oasis Beach Club, dass direkt am Strand seinen Standort hatte.


Die Anlage war mit einem großen Freiluftrestaurant bestückt und der Besitzer war ein Deutsch-Türke, der vor 10 Jahren nach Ghana zog. Direkt im Anschluss zum Restaurant schmückte noch eine kleine Runde Bar den großen Eingangsbereich. Von dort aus ging es dann auch schon zum Strand, wo sich der weiße Sand bis zu den Stufen ansammelte. Wir gingen schnell zur Rezeption, gaben unsere Namen bekannt und nahmen den Schlüssel für unsere Hütte entgegen. Die Schlafräumlichkeiten befanden sich im hinteren Bereich der Anlage und bestanden aus Rundhütten im afrikanischen Stil. Die Außenwände waren mit Ghanaischen Zeichen bemalt. Des Weiteren folgten normale Duschen und Toiletten. Wir verstauten kurz unsere Sachen im Zimmer und machten uns dann auf den Weg zum Vorderbereich um unsere Essen zu bestellen. Ich aß einen Hummer, einfach weil ich bis jetzt noch nie einen gegessen habe, Karin bestellte sich einen Cheeseburger und Julia aß Käse Makkaroni. Die Mahlzeiten waren fantastisch und wir freuten uns über ein bisschen Abwechslung. Das Resort wurde hauptsächlich von Volunteers genützt, was die Anzahl der weißen Leute nur deutlich machte. Am späten Abend tranken wir noch eine Kleinigkeit und spielten Karten. Als es dann aber doch schon später wurde gingen wir Richtung Bar, die zu diesem Zeitpunkt schon richtig gefüllt war. Am hinteren Ende der Bar, sprach ich noch mit einem Rastafari aus Cape Coast, der ein kleines Lokal in Strandnähe führt. Unsere Gespräche führten uns über die kulturellen Unterschiede unserer Leute, die Vergangenheit von Ghana und was nicht alles falsch läuft in dieser Welt. Wir führten dann noch ein paar Gespräche mit den Einheimischen, tranken noch ein bisschen und gingen gegen ein Uhr ins Bett.


Am nächsten Tag standen wir zeitig auf und den Kater den ich erwartete schien sich doch noch schön in Grenzen zu halten. Ich nutzte die Gunst der Stunde um in den Morgenstunden ein paar Fotos am Strand zu schießen. Da ich von Ghana vor meiner Reise eher weniger wusste, war mir nicht bewusst welche Schönheiten mich hier erwarten würden. Ich war von meinen bisherigen Reisen schon sehr von diesem Land begeistert und freute mich deshalb umso mehr, wenn wir uns wieder auf den Weg machten um neue Landstriche oder Strandabschnitte unter die Lupe zu nehmen. In diesen Fall war es ein langer weißer Strand, wo links, gut 200 Meter, von meinen Aussichtspunkt das Cape Coast Castle stand und rechts der Strand nach ein paar Kilometern hinter einem Hügel verschwand.

Die Sonne spiegelte sich im Wasser wieder und es herrschte reger Wellengang. Fasziniert von dem Ausblick, blieb ich noch ein paar Minuten stehen und beobachtete ein paar Kinder beim Spielen und Baden. Gegen 7 Uhr gingen wir wieder in den vorderen Bereich und orderten unser Frühstück. Ich und Julia aßen ein „Ironman“ Müsli und Karin verzehrte ein Omlett. Gut gefüllt von dem Frühstück gingen wir Richtung Stadt und machten uns auf den Weg zum Kankuum Nationalpark. Wir trafen 2 Volunteers aus den Niederlanden und teilten uns ein Taxi mit ihnen. Dem Taxler schien es nichts auszumachen und nahm uns, obwohl wir einer mehr waren, im Auto mit. Auf dem Weg zum Park mussten wir 2-mal halten weil wir zu einer Polizeikontrolle kamen. Vor der ersten musste Julia aussteigen damit die Polizisten nicht sehen, dass eine Person zu viel im Fahrzeug sitzt. Die Polizisten bekamen das natürlich mit, und verlangten von ihm 5 Cidis für dieses „Vergehen“ des Weiteren durften dann auch eine Person mehr im Auto sitzen, den Sinn muss man einmal verstehen. Auf alle Fälle kamen wir dann nach einer 30 Minütigen Fahrt zu dem Nationalpark. Am Eingang mussten wir dann 15 Cidis zahlen da wir Volunteers sind, normalerweise 30 Cidis, was für Ghanaische Verhältnisse eher teuer ist. Wir zahlten den Eintritt und wurden einer großen Gruppe, die aus einer Klasse mit ca. 40 Schülern, ein paar Reisende und einem Indischen Paar, wo der Mann in Ghana arbeitet, zugeordnet.

Wir gingen einen kurzen Weg durch den Busch bis wir dann zur ersten Plattform des Baumkronenwegs kamen. Während der Wald vor uns an Höhe verlor, verlief eine Hängebrücke von der ersten Baumkrone ca.  50 Meter zur nächsten. Während wir anfangs noch warten mussten, die Schüler hatten den Vortritt, unterhielt ich mich mit dem indischen Mann. Wir erfragten unsere Herkunftsländer und redeten dann aber schnell über Ghana. Er gab mir seine E-Mail Adresse und ich versprach ihm, dass ich ihm die Bilder vom Ausflug schicke.

Von der Hängebrücke aus hatte man einen unglaublichen Ausblick in die Weiten es Waldes. Bäume die bei uns normale Größe haben, erreichen hier maximal die Hälfte dieser Bäume. Leider konnten wir keine Tiere beobachten, da es durch die große Gruppe zu laut war. Es waren Insgesamt 6 Hängebrücken die in einem Halbkreis positioniert wurden. 

Da die Brücken auch noch zum Wackeln neigten, gab es den ganzen noch einen mulmigen Beigeschmack. An der äußersten Plattform stand man in etwa 300 Meter tief im Wald und man konnte den Geräuschen der Tiere lauschen. Leider dauerte dieser Ausflug nicht allzu lange und wir verließen den Bereich innerhalb von 30 Minuten. Wir gingen dann auch rasch wieder aus dem Busch hinaus wo uns schon die nächste Gruppe entgegen kam. Am Eingang gab es dann noch einen Souveniershop und ein kleines Restaurant. Wir rauchten noch eine im Außenbereich und kauften uns ein Eis. Im Eingangsbereich trafen wir dann noch die indische Familie, die uns eine typisch indische Speise anbot. Nach dieser kleinen Zwischenmahlzeit, fuhren wir dann mit dem Taxi wieder zurück nach Cape Coast.

Wir erreichten unser Hotel am frühen Nachmittag und nutzen das schöne Wetter um im Ozean schwimmen zu gehen. Die Wellen waren um einiges höher als in Kokrobite (Big Millys) und in 200 Meter Entfernung sah man die Brandung der Wellen bei der Burg. Den restlichen Nachmittag verbrachten wir dann in gemütlicher Atmosphäre am Strand und bei der Bar. Während wir am Strand lagen sahen wir wie einige Einheimische und der Besitzer des Hotels wie sie einen riesigen Menschen aus Holz am Strand aufstellten. Durch Nachfragen erfuhren wir, dass dieser um Mitternacht niedergebrannt wird. Einen größeren Hintergrund hatte diese Zeremonie aber nicht.
Am Abend aßen wir dann noch mal so richtig und tranken ein bisschen was um uns in Stimmung zu bringen. Leider war die Musik die sie in der Bar spielten eher schlecht als Recht und ging uns mit der Zeit auf die Nerven. Trotz Alledem hatten wir ein paar gute Gespräche und es war im Endeffekt eine gelungene Nacht. 
Das Verbrennen des Holzmenschen war dann noch das Beste und sehr eindrucksvoll zum Anschauen. Wir gingen gegen 3 Uhr erschöpft ins Bett und freuten uns auf den morgigen Ausflug zum Cape Coast Castle.

Am Sonntag standen wir dann gegen 7 Uhr auf und ich machte noch ein paar Fotos am Strand. Wir gingen dann noch schnell frühstücken und machten uns um 9 Uhr auf den Weg zur Castle. Beim Eingang zahlten wir einerseits den normalen Eintrittspreis und anderseits fürs fotografieren. Wir wurden dann gleich einer kleinen Gruppe zugeordnet und die Führung begann sofort. Es ist die jüngste von drei Sklavenburgen und wir durchliefen die einzelnen Zonen die, die Sklaven durchliefen. 

Wir erfuhren schreckliche Geschichten über die Vergangenheit von Westafrika und die ständigen Kriege zwischen den Kolonien. Auf der Mauer die zum Ozean schaut waren überall Kanonen aufgestellt. Bei einem großen Tor das zum Strand führt stand mit großer Schrift „way of no return“. Sklaven die zu dieser Station kamen wurden ausnahmslos auf die Schiffe geschickt und nach Amerika verschifft. Die Sklaven wurden bis zu drei Monate in den Kammern eingesperrt und hatten weder eine Stelle wo sie aufs Klo konnten noch einen Zugang zu Wasser.




Hin und wieder wurde ihnen Essen durch die Luftschlitze geschmissen. Nach der Besichtigung rauchten wir noch eine und schauten uns bei den Ständen innerhalb der Mauer um. Gegen Mittag waren wir wieder im Resort und verweilten dort gute 3 Stunden. Am Nachmittag machten wir uns dann auf den Weg zurück in unser Dorf und die Reise verlief bis auf die üblichen Aussetzer reibungslos. Bei der letzten Fahrt mussten wir noch mit einem Taxifahrer über den Preis streiten, kamen aber dann mit ein bisschen Aufschlag gegen 8 Uhr bei unserer Unterkunft.

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