Montag, 29. Oktober 2012

Boti Falls 2. Versuch

Die Schnitzeljagd die wir in der Schule ausprobierten, war ein voller Erfolg. Wir machten 4 Teams, wir entschieden am Vortag noch wer in dem jeweiligen Teams ist, da wir die beste Mischform an Leuten haben wollten. Jede Mannschaft bekam eine Karte mit dem Schulgelände und den Auftrag bei den markierten Feldern nach den mathematischen Aufgaben zu suchen. Sobald eine Gruppe eine Aufgabe zu unserer Zufriedenheit erfüllte, bekam sie das nächste Versteck verraten. Anfangs merkten wir, dass es ihnen mit der räumlichen Übertragung von der Karte zum richtigen Gelände relativ schwer fällt. Nach ein paar Tipps, wo sie sich am besten orientierten, funktionierte es aber tadellos und die Teams gingen mit vollem Einsatz zur Sache. Es war auch unglaublich angenehm zu beobachten, wie sie im Team arbeiten, was wir natürlich auch als Aufgabe stellten. Wir gaben ihnen 2 Stunden für die Schnitzeljagd Zeit, was wir als sehr knapp berechneten, wollten aber sehen ob es einer Mannschaft gelingt, die Rechnungen zu lösen. Am Anfang war es noch ein Kopf an Kopf rennen zwischen allen Teams, bei der Hälfte der Rechnungen jedoch, ging es zwischen 2 Teams sehr knapp her. Als es dem Unterricht zu Ende ging konnte sich ein Team beweisen und sicherte sich den 1. Platz. Als Trophäe überreichten wir Wasser und Süßigkeiten, über die sich die Mannschaft sehr freute. Wir werden diese Schnitzeljagd jetzt jeden letzten Donnerstag im Monat machen, wir haben uns auch überlegt, dass wir beim nächsten Mal Geodreiecke und andere Schulmaterialien an den 1. Platz verteilen.

Nach dem höchst interessanten gruppendynamischen Spiel sicherten wir auch noch die Konzentration für den restlichen Tag und konnten mit guten Fortschritten weiter arbeiten. In der letzten Stunde hatten wir Sport und wie jeden Donnerstag hatte ich Fußballtraining mit unserer Klasse. Ich sprach kurz mit Verena und holte mir mit ihrem Einverständnis, die losen Autoreifen vom Basketballplatz, die dort als Randmarkierung dienen. Ich platzierte die Reifen am Rand des Fußball Feldes. Immer 2 nebeneinander und 6 in der Länge. Danach besorgte ich mir noch 2 Fußbälle und wartete bis der Englischunterricht vorbei war. 20 Minuten vor dem Unterrichtsende, begann es plötzlich heftigst zu regnen.  Ich war mir dann eigentlich ziemlich sicher, dass das Training, im wahrsten Sinne des Wortes, ins Wasser fällt. Ich ging in die Klasse und fragte die Schüler, ob sie überhaupt Lust haben, bei diesem Wetter draußen zu trainieren, da der Platz noch dazu aus Schotter und Dreck besteht. Zu meiner Überraschung, standen gleich zwei auf und waren mit voller Begeisterung dabei, sie schafften es dann auch noch die anderen zu motivieren. Mit voller Entschlossenheit machten wir uns auf den Weg zum Fußballfeld, das in diesem Fall einer riesigen Pfütze glich. Es war unglaublich schwierig, normal auf dem Feld zu laufen, noch dazu, weil die Spieler keine richtigen Schuhe haben, sondern entweder barfuß oder mit den Freizeitschuhen unterwegs sind. Wir machten ein kurzes Aufwärmen und Dehnen und starteten dann auch gleich mit Passspiel, Flanken und Abschluss durch. Es war fast unmöglich den Ball normal zu kontrollieren, geschweige denn zu Flanken oder anzunehmen, da er durch die nasse Oberfläche noch schneller wurde. Es kam wie es kommen musste, es wurde eine ungeheure Rutschpartie  und die Schüler sahen nach dem Training aus, als wären sie gerade aus einen Schlammbad gestiegen. Trotz des Drecks und des Regens konnte man ein glückliches Gesicht dahinter erkennen und das Training war ein voller Erfolg.
Da am Freitag ein Feiertag in Ghana war, hatte die Schule geschlossen und wir konnten uns einen Tag früher auf den Weg nach Koforidua machen um die Boti Falls zu bewundern. Da es beim ersten Mal nach 100 Metern mit einer Verletzung endete, wollten wir uns es trotz alledem nicht entgehen lassen und buchten mittwochs schon ein Zimmer in einem Hotel. Nach dem uns die Hotelangestellte ein Doppel- und ein Einzelzimmer zugesichert hatte, machten wir uns über die Übernachtungen keine Gedanken mehr.

Freitagvormittags machten wir uns dann mit Verena und Kwaku auf den Weg nach Koforidua, da sie auch noch Besorgungen zu erledigen hatten. Nach einer einstündigen Fahrt erreichten wir die Stadt und das Aufkommen von den Leuten und Händlern hatte, nach dem letzten Besuch nicht abgenommen. Als erstes versuchten wir unser Glück bei der Post, weil wir mein und Karins Paket, was wir von zu Hause geschickt bekommen hatten, abholen wollten. Die Post hatte natürlich geschlossen und wir müssen jetzt noch bis morgen warten, bis wir es entgegen nehmen können. Ist natürlich schade, weil wir schon seit Dienstag wissen, dass es dort gelagert ist…

Nach dem erfolglosen Auftakt bei der Post, machten wir uns ein wenig verbittert auf den Weg Richtung Stadtzentrum. Ich musste mir noch T-Shirt kaufen, da meine Kleidung nach der Zeit schon etwas knapp wurde und ich in letzter Zeit mit dem Waschen ein bisschen zu nachlässig war. Der Verkaufsraum des Geschäftes war in einem kleinen Raum eines großen Gebäudes, welches Ähnlichkeit mit einem Einkaufszentrum hatte. Rund um das Gebäude waren die Geschäfte, die sowohl innerhalb der Räumlichkeiten, als auch auf dem Gehsteig die Produkte anboten. 

Es waren Elektrohändler, Textilgeschäfte und Ramschhändler die auf zwei Ebenen ihr Sortiment verkauften. Wie auch sonst überall in den größeren Städten waren die Geschäfte und Verkaufsstände auf engen Raum zusammengepresst.  Karin entdeckte in der Zwischenzeit ein Restaurant, das für uns sehr einladend aussah. Nachdem wir alles in der Stadt erledigt hatten, machten wir uns munter auf den Weg zum Hotel. Da ich und Julia letztes Mal schon in Koforidua waren, konnten wir uns schon besser orientieren und fanden auch ziemlich schnell den Weg zum Hotel. Unterwegs hörten wir hin und wieder das Wort Obruni, dass die Kinder und Erwachsenen oft benutzen, wenn sie einen Weißen sehen. Mittlerweile antworten wir immer Obibini, dass wiederum Schwarzer auf Ghanaisch heißt. Wir fragten hin und wieder eine paar Passanten nach dem Weg, die uns dann mit einfachen Englischfloskeln und Händen und Füßen die Richtung angaben. Wir passierten den Jackson Park, wo man Jugendliche und junge Erwachsene beim Billiard oder Tischtennisspielen beobachten konnte. Es befindet sich auch ein asphaltierter Basketballplatz auf dem Parkgelände,  bisher habe ich aber noch nie jemanden spielen gesehen. Abgesehen von einfachen Freizeitbeschäftigungen wird der Jackson Park auch für größere Beerdigungen oder für Festivals (Im Sinne von königlichem Besuch, wie in Aburi) genutzt. Es ist ein riesiges Rechteck, auf dem nur eine Seite mit einer Art Tribüne ausgestattet ist. Abgesehen von den Bewohnern, die sich die Zeit vertreiben, befinden sich unter der Woche und an normalen Wochenenden auch noch die üblichen hölzernen Verkaufsstände. Meiner Meinung nach wirkt es im Großen und Ganzen wie das Fundament eines Fußballstadions, bei dem  man auf die Ebnung und den Bau einer Tribüne verzichtet hat.

Nach dem wir die Leute nur aus dem Augenwinkel betrachteten und den Park relativ schnell durchquerten, näherten wir uns auch schon der Bar, die wir das letzte Mal ausgesucht hatten. Wir entschlossen uns, dieselbe Bar an diesem Abend auch noch aufzusuchen, da wir gute Erfahrungen vom letzten Mal hatten. Wir mussten kurz vor der Bar abbiegen und folgten den Anweisungen eines Polizisten, der uns nicht nur den Weg zum Hotel beschrieb, sondern uns auch noch ein gutes Stück begleitete. Der Weg zum Hotel führte uns von der asphaltierten Straße ab zu einer Art Schotterstraße, Das Bild das uns dort bot, spiegelte die tatsächliche Situation wider, in der sich dieses Land befindet. Kleine Lehmhütten und Kinder die im Dreck vor dem Haus spielen und gegenüber ein größeres Gästehaus, das mit einer, schätzungsweise 2 Meter hohen, Mauer umgeben war. Auf der Mauer wurden Glassplitter festgeklebt, damit ja keiner darüber klettert.

Nach weiteren 500 Metern erreichten wir unser Hotel. Zu unserer Überraschung war auf dem Gelände des Hotels ein Treffen, hochkarätiger Physiotherapeuten Ghanas, und das Aufkommen an Leute war enorm. Wir gingen gleich Richtung Rezeption und wollten uns die Schlüssel für die Zimmer holen. Als wir vor der Theke standen und der Dame dahinter unsere Namen sagten, schaute sie uns im ersten Moment verdutzt an.

Wir wiederholten die Namen und erklärten ihr, dass wir am Mittwoch 1 Doppel- und  1 Einzelzimmer reserviert hatten. Sie schaute uns mit einem abfälligen Blick an und sagte dann, dass, aufgrund der Physiomesse  nur noch ein Doppelzimmer frei ist. Wir glaubten unseren Ohren nicht zu trauen und fragten sie mit einem scharfen Ton, was sich eine Reservierung bringen soll,  wenn man dann doch kein Zimmer bekommt und ob wir jetzt auf der Straße schlafen sollen. Was nämlich noch dazu kommt ist, dass bei einem anderen Hotel die Telefonnummer falsch war, ein anderes war schon ausgebucht und die restlichen Hotels waren viel zu teuer. Als sie unsere Entschlossenheit und den entsetzten Ausdruck auf unserem Gesicht sah, gab sie uns mit finsterem Blick den Schlüssel für das Doppelzimmer und erlaubte uns dort zu dritt zu nächtigen. Kopfschüttelnd wendeten wir und folgten einem Mitarbeiter des Hotels zu unserem Zimmer. 

Er hatte offenbar bessere Laune und zeigte uns die Räumlichkeiten und den dazugehörenden Balkon. Als wir mit dem „Rundgang“ fertig waren, schlossen wir hinter ihm das Zimmer und waren für ein bisschen Ruhe dankbar. Als das Zimmer dann noch eine halbwegs normale Dusche und ein Klo mit Spülung hatte, war der Frust schon fast wieder verflogen. Wir rauchten als erstes gemütlich eine auf dem Balkon und gingen dann nach einander duschen. Das Zimmer hatte auch einen Fernseher mit drei Sendern. Nach dem die Bild und Tonqualität nicht überzeugte und die einzelnen Berichte und Serien, meiner Meinung zu viel Bollywood Einflüsse hatten, war es weniger ein entspannendes Fernsehen, als eine Zumutung. Aber nach dem wir seit 1 ½ Monaten zum ersten Mal einen Fernseher hatten, begnügten wir uns auch mit dem hier Gezeigtem. Als wir alle mit dem Duschen fertig waren, das zu diesem Zeitpunkt auch schon bitter notwendig gewesen war, machten wir uns mit knurrendem Mägen auf den Weg zur Innenstadt um das Restaurant aufzusuchen, dass Karin schon Mittag entdeckt hatte.

Dort eingetroffen, wurden wir gleich von einem Kellner zu unserem Tisch gebracht, der sich im hinteren Teil des Restaurants befand. Es war ein, für ghanaische Verhältnisse, modern eingerichtetes Gebäude. Die Tische waren relativ sorgfältig gereiht und die Speisekarte hatte eine große Auswahl an Spezialitäten, inländische wie auch ausländische. Auf jedem Tisch war eine künstliche Blume platziert und ein Bild von Jesus beobachtete dich beim Essen. Im hinteren Bereich des Restaurants befand sich ein klimatisierter kleiner Raum mit 3 Tischen. Die einzigen die Gäste außer uns, waren ein älterer gebürtiger Italiener, der auf mich wirkte als würde er schon auf die 100 zu galoppieren. Er war sehr dünn und die Oberfläche der Haut wirkte ledrig- wohl der Einfluss der ghanaischen Sonne. Der gebürtige Sardinier, lebt seit mittlerweile 20 Jahren in Ghana, erfuhren wir aus einem Gespräch. Wir studierten die Speisekarte und ich entschied mich für Fried Plantain with chicken, Julia bestellte sich chicken with chips and green pepper und Karin orderte sliced chicken with vegetables and chicken. Das Essen schmeckte herrlich und die Abwechslung zum sonstigen Essen tat uns wieder einmal gut. Nach dem Verzehr des Essens und dem Bezahlen, folgten wir unserer Nase Richtung Bar. Die Nacht war schon angebrochen und die Sonne hatte sich schon vor einer halben Stunde verabschiedet.
Als wir die Bar erreichten, bekamen wir auch gleich einen Sitzplatz und der Kellner erkannte mich und Julia vom letzten Mal. Nach einem kurzen Smalltalk orderten wir unsere Getränke, quatschten noch kurz und fingen dann an Stadt, Land, Fluss zu spielen. Hin und wieder verdrückten wir uns hinter die Ecke um eine zu rauchen, da die Bar nach wie vor ein Nichtraucherlokal war. Ich nutzte die Chance und schaute, ob der Hund vom letzten Mal noch da war. Nach vorsichtigem Annähern, hörte ich schon das Knurren, was mir in diesem Moment auch reichte um wieder umzudrehen. Im Laufe des  Abends machten mir Kopfschmerzen zu schaffen und ich spürte, dass mir immer kälter wurde. Ich fragte die zwei Mädels, ob es ihnen ähnlich ginge. Sie verneinten meine Frage und betonten noch, dass ihnen eher heiß ist. Ich hoffte nur, dass ich kein Fieber bekomme, weil dann der 2. Versuch um die Wasserfälle zu sehen im Eimer wäre. Als wir uns dann nach einer weiteren Stunde langsam auf dem Weg machten wurde es nicht besser und ich wollte nur mehr nach Hause. Zu unserem Glück war das Hotel nicht weit von der Bar entfernt und wir kamen innerhalb von 20 Minuten an. Im Zimmer eingetroffen, schnappte ich mir die Decke, legte mich nieder und hielt mir den Kopf, der schon langsam zu glühen begann. Ich richtete mich später nur noch auf, um schnell die Zähne zu putzen, fiel aber dann gleich wieder ins Bett und schlief wie ein Stein.

Am nächsten Morgen erwachte ich mit einem besseren, aber noch nicht optimalen Gefühl. Mein erster Blick wanderte zu Karin um ihr alles Gute zu wünschen, sie hatte letzten Samstag Geburtstag. Nach einem zweimaligen Wenden, richtete ich mich auf, ging ins Badezimmer und putze mir die Zähne. Ich ging anschließend auf den Balkon um eine zu rauchen und beobachtete die Geier und anderen Vögel, die im gegenüberliegenden Haus die Mülltonnen plünderten. Als wir alle nacheinander unsere morgendlichen Rituale erledigt hatten, machten wir uns munter auf den Weg Richtung Innenstadt um zu frühstücken. Wir gingen nochmals zum selben Restaurant, da wir uns am Vorabend dort sehr wohl gefühlt hatten. Leider ließ das Frühstück mehr als zu wünschen übrig, da mehr als die Hälfte der Speisen nicht vorhanden war und der Kellner nicht mitschrieb und deshalb alle 2 Minuten erneut kam, um zu fragen was wir bestellt hatten. Als wir uns dann schließlich alle für Scrambled Eggs entschieden hatten, wurde unser Hunger doch noch befriedigt. Im Laufe des Vormittags deckten wir uns noch mit Wasser ein und machten uns auf dann auf den Weg zur TroTro Station, um zu den Wasserfällen zu fahren. Wir fanden sehr schnell das richtige TroTro und mussten dann auch nicht allzu lange warten, bis es gefüllt war. Innerhalb von 15 Minuten waren wir schon auf den Weg und die Straße nahm ihre ursprüngliche Form an. 

Bei dem Wasserfall angekommen, wollten wir uns, wie beim letzten Mal, noch schnell hinter die Mauer verdrücken um eine zu rauchen. Auf den Weg dorthin, schrie uns ein Mann vom gegenüberliegenden Dorf zu und sagte, dass wir auch bei ihm rauchen können. Ohne lange darüber nachzudenken, machten wir uns auf den Weg dorthin und kamen auch gleich ins Gespräch. Wir erzählten ihm, dass wir schon vor einem Monat hier waren und aufgrund einer Verletzung wieder umkehren mussten.


Da er selber bei dem Wasserfall arbeitet, konnte er sich an die Geschichte erinnern und erzählte uns, dass die Mitarbeiter an uns gedacht hatten und gehofft hatten, dass nichts Schlimmeres passiert ist. Zu unserem Glück redete er mit den Leuten am Eingang und wir mussten keinen Eintritt mehr bezahlen und das ist eine Sache, die ich den Ghanaern hoch anrechne!  

Wir durchquerten mit ihm das Tor und spazierten Richtung Stufen zu dem Wasserfall. Mit den Augen immer auf den Untergrund gerichtet, gingen wir die schätzungsweise 150 Stufen bergab. Den Wasserfall von oben zu beobachten war schon ein atemberaubendes Gefühl, aber wenn man dann unten ankam war das Bild das sich einem bot um einiges prächtiger. 

Wie sich nämlich herausstellte, war es nicht ein Wasserfall, sondern zwei, die parallel nebeneinander von der riesigen Steinwand runterprasselten.  Sie füllten das kleine Becken davor und seitlich war ein kleiner Nebenfluss, wo das Wasser ablaufen konnte. Durch die enormen Wassermengen, die die 2 Kolosse pro Sekunde freigaben, war ein durchgehender Wellengang im Becken und wenn man am Rand des Beckens stand, fühlte es sich an, wie ein dauerhafter Regen. Unser Guide erklärte uns, dass links der männliche und rechts der weibliche Wasserfall ist, Überbleibsel von den Naturreligionen. 
Obwohl ich sagen muss, wenn man solche Phänomene, und das sind nicht die einzigen in Ghana, vor der Nase hat und diese nicht auf normalen Weg erklären kann, kann man schon an eine höhere Gewalt glauben. Beeindruckt von den Wasserfällen gingen wir die Stufen zurück zum großen Gelände, wo wir einen anderen Guide bekamen, der uns zum Umbrella Stone brachte. Wir folgten ihm durch einen schmalen Weg Richtung Busch, bis wir irgendwann mittendrin waren. Es ging holprig bergab und dann noch steil bergauf. Die unglaubliche Artenvielfalt an Bäumen und Vögel die diese unangetastete Natur hervorbringt, gleicht einem kitschigen Film.

Wir erreichten als erstes die Höhlen, wo sich die Menschen in den früheren Kriegen versteckten, bis wir nach weiteren 20 Minuten einen Blick auf den Vorsprung des Umbrella stones erhaschten.



Eine Schulklasse von Accra hatte zum selben Zeitpunkt eine Exkursion  und deshalb waren dort so um die 20 Leute. Der monströse Stein hatte ein Ausmaß von ungefähr 15 mal 10 Meter und lag auf einem Stein darunter, der gerade mal ein Fünftel seiner Größe hatte. Über eine Leiter konnte man auf die Oberfläche steigen und in die schier unendlichen Weiten des Urwaldes blicken. Hin und wieder sah man vereinzelt Häuser, man konnte sie aber auf einer Hand abzählen.
Der Rest war dichtest durchwucherter Wald mit, von der Natur, abgeschliffenen  Steinwänden die abermals eine Symbiose mit dem Umgebung schaffte. Als wir dieses beeindruckende Spektakel bewunderten, rauchten wir zwischendurch eine, tranken Wasser und ließen dieses Gefühl der Freiheit auf uns wirken. Wir verweilten etwa 25 Minuten bei dem Stein und machten uns dann munter weiter auf den Weg, da wir uns entschlossen hatten, gleich einen weiteren Wasserfall zu besuchen.
Da unser Guide mit dem Ausflug einverstanden war gab es für uns keine andere MöglichkeitJ. So machten wir uns fröhlich auf den Weg zu unserer letzten Station an diesem Tag. Wir kamen noch bei einem kleinen Dorf vorbei, wo wir noch kurz mit den Bewohnern sprachen, verweilten aber nur kurze Zeit. Der Weg zu den Akaa Falls war eine Schotterstraße die, nach den letzten Eindrücken, wenig zu bieten hatte. Glücklicherweise fuhr ein Bus mit Studenten aus Accra vorbei, die uns ohne Wenn und Aber bis zu den nächsten Wasserfällen mitnahmen. Bei den Acaa Falls angekommen mussten wir dann nochmals 5 Cidis zahlen. Nach dem wir dem Kontrolleur das Geld überreichten, schlurften wir den Weg entlang, bis wir wieder zur Stufen kamen. Wir tappten die Stufen hinunter und konnten das dritte gewaltige Naturereignis schon hören.


Im Gegensatz zu den Boti falls, war der Akaa Fall „nur“ ein Wasserfall, der aber über 2 Ecken die Wassermengen schleuderte. Zu meiner Zufriedenheit konnte man zu diesen Wasserfällen näher herangehen, bis man fast direkt davor stand. Die Wucht, wie das Wasser von oben auf die Wasseroberfläche stürzte, löste eine richtige Windböe aus, die man aus der Entfernung gut spüren konnte.











Abermals von den Socken gerissen, aber auch gut entkräftet machten wir uns nach einer kurzen Pause wieder auf den Rückweg. Bei der TroTro Station angekommen gab jeder den Guide noch 5 Cidi für den Rundgang und dann machten wir uns mit unbeschreiblichen Bildern im Kopf auf den Weg zurück nach Koforidua. 


Im Hotel angekommen, konnte ich dann am Samstag mein Einzelzimmer in Besitz nehmen und war über eine längere Pause und eine bisschen Privatsphäre schon sehr froh.
Die Rückreise von Koforidua nach Kwamekrom verlief dementsprechend ruhig und wir erfreuten uns an diesem Abend an Fufu und Banku J

Mittwoch, 24. Oktober 2012

Schulwoche und Farm


Dieser Eintrag kommt etwas verspätet und ich werde mich in diesem Fall auch kürzer fassen, weil in dieser Woche und dem darauffolgendem Wochenende im Vergleich wenig passiert ist.

Letzte Woche hatten wir in begonnen die Gruppenarbeiten in eine Art Wochenarbeit umzufunktionieren, um die Teamarbeit zu steigern. Bis auf eine Gruppe, meisterten die Schüler die Aufgaben sehr gut und zu unserer Überraschung auch mit einer Teamfähigkeit die uns in den letzten Wochen abgegangen ist. Naja bis auf die eine Gruppe wo die besseren Schüler allein gearbeitet haben und die Lernschwachen hinkten hinten nach. Nach mehrmaligen Gesprächen mit der Gruppe konnten wir aber langsam Fortschritte erzielen, jedoch wissen wir, dass es noch ein langer Weg ist bis sie wirklich verstehen was der Sinn dahinter ist. Ich habe mit Verena gesprochen und sie war einverstanden, dass ich am Donnerstag in Sport ein Fußball Training mit unserer Klasse machen kann. Ich hoffe, dass sie sich nicht nur am Spielfeld als Team sehen, sondern diesen Zusammenhalt auch in die Klasse mitbringen. Julia und Verena haben mit den Mädchen ein Volleyballtraining begonnen und arbeiten in dieselbe Richtung. Ich habe begonnen Trainingspläne zu erstellen schon langsam an der Aufstellung zu feilen, wusste aber nicht, dass diese Aufgabe so viel Zeit verschlingt. Wir haben 15 Burschen in der Klasse, genau die richtige Menge für ein ganzes Team. Der Vorteil an diesem Training ist, dass ich ihnen nicht nur den Ball gebe und sie 1 Stunde spielen lasse, sondern es auch gut mit Leichtathletik verbinden kann. Wir machen immer Rundläufe am Feld, ich nehme die Zeit bei den 50 Meter Sprints und dass Sprungkrafttraining haben wir auch schon hinter uns. Anfangs war ich skeptisch, weil sich der Altersdurchschnitt in dieser Klasse 12 Jahre ist und ich mir nicht sicher war ob es ihnen so auch gefällt. Zu meiner Überraschung, machten es ihnen sogar riesen Spaß und sie waren mit vollem Einsatz dabei. Werde jetzt diese Woche mit der Ballführung beginnen und einen kleinen Hürdenlauf vorbereiten. Sollte jemand eine gute Idee zum Training haben würde ich mich freuen wenn er mir einen Kommentar hinterlässt oder mich persönlich anschreibt.

Heute haben wir in Mathematik eine Schnitzeljagt vorbereitet, die wir am Donnerstag in der Früh ausprobieren. Da wir an jeden Donnerstag 2 Stunden Mathematik haben, denke ich, dass wir mit der Zeit gut auskommen werden. Bin schon gespannt wie es ihnen gefällt und wie sie sich anstellen. Es wird natürlich wieder in Teams gearbeitet. Ich muss echt sagen, dass mir das unterrichten von Woche zu Woche besser gefällt und die Arbeit mit diesen Kindern eine wahre Erfüllung ist. Das Gefühl, wenn du ein Kind beobachtest und siehst, dass es eine Aufgabe richtig gemeistert hat erfüllt einen mit Glück. Sie können sich einfach für die kleinsten Sachen begeistern und sind so voller Freude wenn sie etwas richtig machen.
Beim wöchentlichen Teachers Meeting hatten wir diese Woche ein paar Themen die Verena auf den Magen schlugen. Da wir schon beim Thema schlagen sind, die Lehrer verstehen einfach den Sinn hinter der Maßnahme nicht, dass man die Schüler nicht schlagen soll. Sobald Verena in der Schule ist, benehmen sie sich nach den Vorschriften (bis auf das zu spät kommen, naja aber das Thema mit der Pünktlichkeit haben wir eh schon öfters durch J ) Sobald aber Verena mit Kwaku die Schule verlassen hat, kommt es schon öfters vor, dass ein Lehrer handgreiflich wird oder sogar einen Stock in die Hand nimmt. Sobald wir es sehen, wird auf der Stelle eingegriffen und der Stock entsorgt und aus irgendeinem Grund glauben sie, dass es Verena nicht erfahren wird, was natürlich völliger Irrsinn ist, weil wir es sowieso melden.  Ein weiteres Thema war, dass einiger der Lehrer einfach vom Unterricht fernbleiben ohne, dass sie etwas sagen. Es kommt auch weder ein Anruf von ihnen, genauso wenig sagen sie es einen anderen Lehrer. Während des Teachers Meeting hatte ich das Gefühl, dass einige der Lehrer vom Denken her mit den Schülern vergleichbar waren. Sie saßen mit gesenktem Kopf in einem Halbkreis und haben nicht einmal probiert über diese Situationen zu reden. Hin und wieder kam einem der Lehrer ein Lacher aus wenn ein anderer Mist gebaut hat. Ich sah wie gesagt, wenig unterschied zu unseren Schülern, was meiner Meinung nach mit der fehlenden Bildung der letzte Jahrzehnte in Ghana zu tun hat. Wenn man die BRIGHT STAR INTERNATIONAL PRIMARY SCHOOL (unserer Schule) mit den öffentlichen Schulen vergleicht, sind wir ihnen bei weitem voraus. Wir verfolgen eher die Europäischen Lehrmittel und arbeiten auch meistens mit unseren Büchern. Den riesen Vorteile die wir noch in dem System unserer Schule genießen ist, dass wir, wie schon im vorigen Blog beschrieben, eine komplett freie Unterrichtsgestaltung haben und der Schüler immer im Mittelpunkt unserer Interessen steht. Wir organisieren den Unterricht weniger Frontal, sondern gehen mehr in ein offenes Lernen über.

Das Wochenende darauf, verbrachten wir wie das erste auf der Farm. Nach einem gemütlichen Freitagnachmittag, wo wir uns in Adawso mit den nötigen Überlebenskits eindeckten. Wir besorgten uns also Kekse und ein paar Rollen Klopapier. Die größte Summe an Cidis, ging dann für 5 Packungen Spaghetti, 3 Dosen Tomatensauce, eine Packung Zwiebel und eine Packung Knoblauch drauf. Wir hatten Lisbeth und Gifty (Die überaus netten Damen die uns täglich bekochen) versprochen sie am Sonntag mit Spaghetti zu verwöhnen. Da wir natürlich nicht nur die 2 einladen konnten mussten wir uns mit Vorräten, für 16 Personen eindecken. Das Aufkommen am Markt, war wie jedes Mal enorm, aber ich hatte das Gefühl, das uns die Leute jetzt schon kennen und die Blicke der Händler und anderen Leuten wurden weniger zu einem starren sondern zu einem gegenseitigen zunicken. Nach dem wir die Einkäufe in Windeseile erledigten, machten wir uns gegen 17 Uhr wieder auf den Weg zurück nach Kwamekrom. An diesem Abend aßen wir noch  Banku und Jam und ich legte mich gegen halb 8 ins Bett, da wir am nächsten Tag früh rausmussten. Als mich das Lied „Toxicity“ von System of a Down, in den Schlaf begleitete (zwar nicht gerade das ruhigste Schlaflied, bin aber in letzter Zeit wieder auf den Geschmack gekommen) hatte ich einen 9 stündigen geruhsamen Schlaf.

Als ich gegen 6 Uhr durch die Sonnenstrahlen, die durch das Mosquitonetz am Fenster funkelten, aufwachte, wanderte mein erster Blick auf das Handy, genauer gesagt auf die Uhr. 6 Uhr, ist ja wieder Zeit zum Aufstehen. Als ich mich langsam aufrichtete und mir meine Sachen zusammensuchte, versuchte ich mich zu erinnern wann ich das letzte Mal an einem Samstag um diese Uhrzeit aufstand. Es muss schon eine Ewigkeit aus gewesen sein und wahrscheinlich vor der Zeit wo ich zum fort gehen angefangen habe. Als ich mein Zimmer verließ und noch halbverschlafen zum Vorraum unseres Heimes kam, merkte ich schon, dass Julia nicht nur munter, sondern schon wieder voll im Tag war. Sie stand schon in der Küche im gegenüber liegenden Haus und machte uns das Wasser für den Kaffee über einem offenen Feuer warm. Hammer dachte ich, putzte mir die Zähne und lies mich in einem der Gartensessel fallen. Mit der Zeit kam dann auch Karin und wir aßen gemeinsam das Frühstück. Es besteht entweder aus Sugar- oder Teabread das wir mit einer Art Butter beschmieren, hin und wieder nehmen wir auch noch Erdnussbutter falls wir etwas Abwechslungen haben wollen. Nach diesem nahrhaften Frühstück ;), machten wir uns auf den Weg zur Farm. Julia und Karin gingen mit Albert und Lisbeth und ich ging wieder zu Ado auf die Farm. Ich unterschätze wie beim letzten Mal den Weg zur Farm und kam schon bevor ich dort war ins Schwitzen. Ich war wenigsten in diesen Fall so Intelligent und bereitete mir genügend Wasser für den Tag vor. An der Farm angekommen wurde ich gleich mit einem breiten Grinsen von Ado begrüßt, der wie jeden Tag schon mindestens 1 Stunde dort war. Wir gingen den üblichen Rundgang er erklärte mir wie sich die Felder im letzten Monat entwickelten und zeigte mir dann ein kleines Ananasfeld, dass wie er meinte,  für mich angelegt wurde. Das Feld war ca. 20 mal 30 Meter groß und mit jede Menge Ananas gefüllt.  Ich versuchte ihm zu erklären, dass ich mich wahrscheinlich eher  schlecht als Recht um das Feld kümmere, da ich auch keinerlei Erfahrung habe. Er winkte mit einem Lachen ab und entgegnete, dass ich mich darüber keine Sorgen machen soll. Im Laufe des Vormittags bestellten wir ein Feld mit Cassava (eines der Zutaten für Fufu). Wir arbeiteten gut 3 Stunden und ich musste öfters eine Pause machen, weil an diesem Tag die Sonne für mich schon fast unerträglich heiß war. Gegen 10 Uhr gab es dann Jam zum Essen und dann wurde munter weitergearbeitet. Wie fast immer bestanden unsere Themen aus der Landwirtschaft und wir fluchten gemeinsam über miese Bezahlung der größeren Firmen, die den Farmern so viel Geld abknöpfen dass sie kaum überleben können. Das meiste des Geldes das sie verdienen, muss dann wieder für die Pestizide ausgeben, die selbst für die Ghanaischen Verhältnisse zu hoch sind. Trotz alledem geht er, sowie die anderen Farmer, 6 Tage die Woche für 11 Stunden auf die Farm, ohne Urlaub oder einer richtigen Auszeit. Wir arbeiteten bis Mittag weiter und dann gab es noch Fufu und zu meiner Überraschung, aber auch Freude mit einem Huhn. Gegen 3 musste ich mich dann von ihm verabschieden, da ich den Jungs im Dorf versprochen hatte das wir eine Fußball Training machen.

Gesagt getan traf ich mich mit den Kids auf dem Fußball Feld. Sie warteten schon 10 Minuten und ich musste nur noch kurz die Bälle holen und dann ging es auch schon los. Nach einem kurzen Aufwärmen und Dehnen, schnappten wir uns die Bälle machten ein kleines Match und trainierten unseren Goalkeeper. Am Ende des Tages war ich so sehr geschafft, dass die meisten meiner Gedanken etwas mit dem Schlafen zu tun hatten. Völlig entkräftet legte ich mich gegen 8 Uhr nieder und war für ein paar Minuten Ruhe so dankbar, dass ich innerhalb von wenigen Minuten mit den Klassikern  von „Seeed“ einschlief.
Sonntag war wieder ein richtig entspannter Tag, wir liehen uns 1 DVD von Verena aus und schauten am Vormittag einen Film am Laptop während alle Kinder in der Schule waren. Tagsüber ist relativ wenig passiert, wir hingen den Großteil des Tages vor unserem Haus ab, waren hin und wieder im Internet, spielten mit den Kindern „one two three I am free“  ist im Prinzip dasselbe wie 1, 2, 3 abschlagen. Am Ende dieses entspannten Sonntages aßen wir noch in Ruhe Fufu und Jam, führten noch ein paar Gespräche und gingen zeitig ins Bett um für die nächste Woche wieder fit zu sein.

LG nach Österreich

Dienstag, 16. Oktober 2012

Strand, Palmen und Big Millys


 
Die Woche in der Schule ist, bis auf ein zwei Situationen, gut gelaufen. Da wir relativ schnell durchgestartet sind, haben wir jetzt beschlossen, dass wir uns auf die ersten Themen spezialisieren um einen besseren Lernfortschritt zu sichern. In Science sind wir mit den Schülern ins Freie gegangen und haben mit ihnen Spiele über die Kontinente und Länder gemacht. Es ist einfach zum Teil so, dass fast keiner der Schüler weiß, wie viel Kontinente es auf der Welt gibt und ein paar wissen nicht einmal das Ghana in Afrika liegt oder wo sich Afrika auf dem Atlas befindet. Nach dem wir einige Spiele am Freitag probiert haben, merkten wir  schon dass sie jetzt mit mehr Begeisterung bei der Sache sind. Ich hoffe nur, dass es kein einmaliges Erfolgserlebnis war und es weiterhin so gut funktioniert.

Am Freitag nach der Schule hatten wir nur wenig Zeit, da wir uns am frühen Nachmittag auf den Weg zum Big Millys (kleiner Strandabschnitt mit Bar und Schlafmöglichkeiten) machten. Wir packten schnell alles zusammen, was wir für ein Wochenende brauchten. Wir mussten dann zwar noch 20 Minuten warten, weil es hier mit der Pünktlichkeit nicht so ernst genommen wird ;). Aber nachdem man sich eh schnell an diese Situation gewöhnt, spielte das keine große Rolle und wir wussten die Zeit mit einem Nickerchen oder Lesen zu nutzen. Als dann doch das Taxi eintraf, machten wir uns auf den Weg nach Nsawon um einerseits noch ein bisschen Geld abzuheben und andererseits um mit dem TroTro nach Accra zu kommen. Wir hatten eine 50/50 Chance dass der Bankomat funktioniert und waren in diesem Fall auf der glücklichen Seite. Der kurze Aufenthalt in Nsawon reichte nur um einen kleinen Überblick über die Stadt zu bekommen. Bei der  TroTro-Station erwischten wir dann gleich den richtigen Bus und fuhren, auf den scheinbar auseinander brechenden Straßen, Richtung Accra.

Wir fuhren zur größten TroTro Station in Accra mit dem Namen Kaneschi. Der Platz bei dem wir ausstiegen war mit TroTros und Menschen gefüllt. Ich schätze da standen so an die 100 Kleinbusse und aus jedem Bus schrie ein Mann den Ort wo er hinfährt. Man braucht im Prinzip nur den Namen der Station schreien und schon wurde man von Leuten zum richtigen TroTro gebracht. Unseres lag auf der anderen Seite der Straße und wir mussten eine Brücke überqueren. Wir versuchten stets zusammen zu bleiben, da es sich bei diesem Platz um einen Knotenpunkt der Stadt handelte. Von der Bushaltestelle aus ging es flüssig über in einem Markt. Die kleinen Verkaufsstände sind auf engsten Raum zusammengepresst und jeder schreit in alle Richtungen was er zum Anbieten hat. Sollte man etwas brauchen wurde man gleich von 3 Leuten auf einmal angesprochen, der eine zeigt die was er hat und nennt seinen Preis, dann geht es ums feilschen. Wenn der Preis feststeht kommt ein zweiter her und kassiert das Geld, muss aber wenn du es nicht genau hast zu dem Dritten gehen und dir das Wechselgeld holen. Da wir uns ein Schloss kaufen mussten wurde das auch der Fall. Als wir die Brücke erreichten und hinaufstiegen, sah ich erst wie riesig dieses Gelände ist. Der Markt war ungefähr 6-mal so groß wie der Naschmarkt in Wien und es waren tausende von Leuten unterwegs. Angesichts der ganzen Autos die hupten und Menschen die uns immer zugeschrien haben gingen wir behutsam weiter und suchten das richtige TroTro. Nach mehrmaligen Fragen wurden wir dann von den Leuten zum richtigen gelotst. Wir kauften uns noch schnell Plantain Chips (Plantain ist so was Ähnliches wie Bananen und Chips, naja sind halt Chips) und warteten bis sich der Bus gefüllt hatte.  Wir fuhren auf einer gut asphaltierten Straße aus der Stadt hinaus und dann ging es auf der Hauptstraße weiter Richtung Ozean und dem Meer entlang. Neben der Straße waren hin und wieder Hinweise um langsam zu fahren, da die Unfallquote in Accra schon fast grotesk hoch ist. Sollte man, aufgrund eines Staus oder einer Ampel, zum Stillstand kommen rennen gleich eine Hand voll Leute her und wollen dir was auf der Straße verkaufen. Einer bot uns sogar Klopapier an, weiß wohl wie es den Europäern mit dem Darm in Afrika geht ;). Wir erreichten einen kleinen Berg und man konnte das Meer dahinter schon riechen. Die Straßen wurden wieder schlechter und das Bild das mir hinter dem Berg bot war erschreckend. Links der Straße dem Strand entlang, lebten die Familien in 10 Quadratmeter Lehmhütten unter dem Existenzminimum während auf der rechten Seite eine Villa größer wie die andere war. Diese wurden auf einer Anhöhe in den Berg gestanzt. Die Villen wurden im Gegensatz zu ihrer Größe nur in ihrer Baukunst übertroffen. Alle waren mit einer 4 Meter Mauer umzingelt und darauf befand sich Stacheldraht. Dieses Bild bot sich uns über eine Strecke von ca. 10 Kilometern. Das TroTro kam bei einer kleinen Kreuzung zum Stillstand, der Kassier gab uns noch schnell ein Zeichen und wir verließen den Bus. Nach dem wir noch kurz Zigaretten kauften machten wir uns auf den Weg Richtung Strand. Auf dem Weg zum Meer trafen wir dann auch noch gleich mehrere Volunteers und andere Weltenbummler und ich merkte schon das der Reiseführer nicht zu wenig versprochen hatte. 


Wir gingen durch einen blauen Torbogen in das Innere des Geländes. Es war eine große Fläche mit einer Bar und einer Bühne. Hinter der Bühne waren die Unterkünfte im freien für 5 Cidis (2,20 €). Es war eine überdachte Fläche mit 15 Betten die nebeneinander gereiht waren. Vor jedem Bett war eine Truhe für die Wertsachen und den Rucksack, ein Schloss musste man aber selber mitnehmen. Im hinteren Bereich der Anlage waren kleine Hütten die man auch mieten konnte. Es gab 2 Duschen wo man sich jeweils unter dem freien Himmel mit dem Kübel duschte. Es waren überall kleine Verkaufsstände von den Einheimischen die Ketten, Gewänder und Stoffe in den unterschiedlichsten Farben anboten. Da wir relativ spät ankamen mussten wir gleich die Bestellung fürs Essen aufgeben und dann ging es noch kurz zum Strand. Als es langsam dunkel wurde gingen wir zurück um unser Essen entgegen zunehmen. Ich bestellte Würstel mit Salat und es war herrlich wieder einmal Fleisch und Salat zu essen. Wir genossen jeden Bissen und wir ließen uns mit dem Essen Zeit. Der Bereich wo wir aßen war mit Leuten aus der ganzen Welt gefüllt. Da waren Briten, Amerikaner, Chinesen, Inder,… es war ein heiteres AufkommenJ. Nach dem wir unser Biere ausgetrunken hatten, gingen wir in den 2. Stock eines Bambus/Strohhauses und schauten noch durch die offenen Flächen in die Weiten des Ozeans der schier unendlich scheint. Es war ein traumhafter Abend und nach ein paar Gesprächen, hörte man schon die Trommlerband die gerade mit ihrem Auftritt anfingen. Sie spielten anfangs noch ruhige Trommelrythmen, die aber nach und nach an Geschwindigkeit zunahmen. Zwischendurch gingen die Mitglieder der Gruppe in den Vordergrund und machten beeindruckende Tänze. Nach ein paar Bier machten wir uns dann gegen 12 Uhr auf den Weg ins Bett. Es war ein angenehmer Tag und die Musik begleitete uns noch bis in den Schlaf.




Am Samstag sind wir um 8 Uhr aufgestanden und gingen nach dem Zähneputzen zum Frühstück. Es war mein erstes Richtiges Frühstück seit einem Monat (Wir bekommen schon Frühstück aber das besteht aus Reis und einer Tomatensauce). Ich bestellte mir  Bananen Pfannkuchen und einen Kaffee, Karin aß eine Gemüseomlett und Julia ließ sich Kokosnuss- und Bananen Muffins auf der Zunge zergehen. Wie beim Abendessen ließen wir uns für das Frühstück Zeit und genossen die Umgebung und das Rauschen des Meeres im Hintergrund. Nach einer Weile überkam uns das Gefühl an den Strand zu gehen, wir zogen uns schnell und wanderten mit dem Handtuch Richtung Meer. Es sind mindestens 5 Schilder auf dem Weg die darauf hinweisen keine Wertsachen mit zum Strand zu nehmen, da dort eine sehr hohe Rate an Diebstählen passieren. 

Wir wussten über diese Situation Bescheid und es ist trotzdem nicht leicht den Kindern zuzusehen, wie sie sich annähern und probieren dich Abzulenken während hinter dir ein anderes Kind die Sachen stehlen will. Es ist und bleibt die wahre Situation in der sich das Land noch befindet. Ich habe mich mit einen 50er Sonnenschutz mitgenommen, weil ich auf Nummer sicher gehen wollte. Bei der Sonne und den Temperaturen hätte ich eine noch Stärkere gebraucht. Wenn man am Strand liegt merkt man die Hitze nicht so, weil der Wind immer über einem weht. Nach dem es mir dann doch ein bisschen zu heiß wurde, packte mich die Lust ins Meer zu gehen. Es war ein guter Wellengang, der mir hin und wieder die Beine unter dem Körper wegriss. Als ich den Rhythmus der Wellen beobachtete, zauberte der Gedanke das ich mitten im Oktober im Atlantischen Ozean schwimme ein Lächeln in mein Gesicht. Ich wechselte im 30 Minuten Turnus vom Strand in das Meer. Wir verbrachten gute 4 Stunden am Strand, sprachen mit ein paar Einheimischen und kauften ein paar Andenken von den wandernden Händlern. Als uns die Hitze ein deutliches Zeichen in die Haut brannte zogen wir uns, zu unseren Betten zurück und gingen Duschen. Am selben Tag traf ich noch einen Musiker von Accra mit dem ich mich auf Anhieb gut verstand. Am Anfang war ich noch ein bisschen skeptisch da so ziemlich alle mit denen du redest sofort deine Nummer haben wollen und dich fragen ob du sie nach Europa mitnimmst. 


Aber als ich ihn näher kennen lernte und wir über die kulturellen Unterschiede sprachen, wusste ich, dass man mit ihm offen reden kann. Wir redeten über die Situation von den Strandkindern, die hohe Arbeitslosigkeit und die Lügen die, die Regierung verbreitet um Stimmen zu bekommen. Er erzählte mir auch das, mal einer eine Schule für die Strandkinder bauen wollte und die Regierung immer mehr Geld verlangte bis er es sich irgendwann nicht mehr leisten konnte. Wie kann eine Regierung so arbeiten? Wenn man sich dann noch überlegt, dass Ghana als Vorzeigeland für Afrika dient was  Regierungsarbeit, Infrastruktur und Bildung betrifft, merkt man schon das da noch einiges schief läuft. Wir diskutierten und quatschen den langen Tag auf dem Balkon der Hütte. Am späten Nachmittag bestellten wir dann unser Essen und gegen 7 verzehrten wir es.



Am Abend bereitete sich die Reggaeband auf ihren Auftritt vor. Langsames einspielen und ein paar kurze Refrains von den Liedern waren der Anfang. Als sich die Sitze füllten und die freien Barhocker immer weniger wurden begannen sie zum Spielen. Viele Leute tanzten und der innere Bereich wurde richtig schön gefüllt, zwischen den Reisenden und Volunteers gesellten sich auch Bewohner von Accra zu den Leuten und der Musik. Gegen 11 packte mich die Lust nochmals ins Meer zu gehen, erstens weil ich noch nie bei Nacht im Atlantischen Ozean war und zweitens weil es nach einen so entspannenden, geruhsamen Tag kein besseres Ende geben könnte. Was tagsüber schon ein beeindruckendes Schauspiel war, war meiner Meinung nach nachts, noch gewaltiger und interessanter. Das Blau des Meeres verdunkelte sich, je weiter man hinausschaute. Man konnte den Übergang zwischen Meer und Himmel gar nicht erkennen, weil die Farben so miteinander verschmolzen waren. Und über mir eine klare Nacht, mit einer Anzahl an Sternen wo wir in Österreich nur träumen können. Ich ließ diesen Moment gut 20 Minuten auf mich wirken, da es, auch wenn es noch so schön ist, in der Nacht trotzdem schon kalt werden kann, vor allem im Meer. Nach dem letzten Besuch im Wasser ging ich noch einmal in Ruhe duschen, schaute noch kurz zur Bühne und legte mich dann gegen halb eins ins Bett um den Abend ausklinken zu lassen.


Am nächsten Morgen wurden wir von den Sonnenstrahlen geweckt und es hatte um 8 Uhr morgens wieder um die 30 Grad. Als ich Aufstand um meine Sachen zusammenzusuchen merkte ich wie sich der Sonnenbrand von dem Genick über die Schultern bis zu den Armen ausbreitete.  Ich hatte das Gefühl als würde mein Körper 40 Grad haben. Am Morgen sind wir dann noch mal richtig Frühstücken gegangen und machten uns dann gegen 10 auf den Weg nach Accra, in die Accra Mall.

Die Accra Mall ist ein Einkaufszentrum wie wir es in Österreich kennen, auf höchst modernen Stand mit AppleStore, Panasonic, Supermarkt, … Hier war nur die Oberschicht von Ghana zugange, die Preise entsprachen den unseren und das gesamte Gelände hatte in keinster Weise etwas mit dem Ghana zu tun, wie ich es im ersten Monat kennen lernte. Wir schauten uns ein bisschen um gingen in den Supermarkt um uns mit Essen für tagsüber einzudecken und bestellten und dann später eine Pizza im Restaurant. Als wir dann alles zusammen hatten, machten wir dann wieder auf den Weg nach draußen um ein TroTro nach Nsawon zu erwischen. Draußen bot sich uns wieder derselbe Anblick. Nicht einmal 20 Meter von der Mall entfernt, standen die Bewohnern wieder bei ihren kleinen Geschäften, Kinder bettelten um Geld und die Leute starrten dich an. Wir entschlossen uns für ein Taxi bis zur nächst größeren Station da die Zeit schon ein bisschen knapp wurde. Der restliche Tag verging dann noch relativ schnell die letzten Fahrten vergingen für mich in Windeseile und wir erreichten Kwamekrom noch bevor die Sonne unterging. Da wir alle ziemlich geschafft waren aßen wir noch schnell das Fufu und gingen dann mit einem gut gefüllten Magen und einem wieder völlig funktionsfähigen Gehirn ins Bett um die nächsten Tage in der Schule so gut wie möglich zu arbeiten.


LG nach Österreich

Sonntag, 7. Oktober 2012

Aburi - Festival der Könige


Die dritte Woche in der Schule verlief im Vergleich der ersten 2 schon um einiges besser.  Wir mussten zwar einen Schüler eine Klasse zurückstufen, dadurch wurde aber das gesamte Klima verbessert und die Arbeit konnten wir flüssiger fortsetzten. In Mathematik hatten wir diese Woche auch ein Exam, das die meisten Schüler gut meisterten. Da wir in unserer Klasse 20 Schüler haben, müssen wir den Test auch 20-mal schreiben und das ist dementsprechend auch zeitaufwändig. Der Vorteil ist, dass wir jeden  Nachmittag frei haben und deshalb auch genügend Zeit haben um uns auf die Stunden vorzubereiten.

Die restliche Zeit am Nachmittag verbrachten wir entweder mit Lesen, Kanastern oder ich ging mal zu Saint Abraham um die Landschaft und die Ruhe zu genießen. Sein Stück Land, das auf einer kleinen Anhöhe in der Nähe des Dorfes liegt, ist ein riesen Garten den er als Selbstversorger bewirtet. Er hat eine enorme Ansammlung an Bäumen und die unterschiedlichsten Früchte. Nebenbei hat er noch Hühner und Ziegen die überall herumlaufen. Da er streng gläubig ist, muss diese Begegnung immer mit einem Gebet beginnen. Da ich der Religion eher skeptisch gegenüber stehe aber den Garten und den Ausblick zum Entspannen als optimal empfinde, lasse ich diese Prozedur gerne über mich ergehen. Ich habe persönlich nichts gegen Religion, finde es aber übertrieben, wenn man so sehr an Gott glaubt, dass man nur beten braucht um Geld zu bekommen. Naja da ich aber in diesem Fall mein eigenes Wohl über eine Meinungssache Stelle, schließe ich die Augen, senke meinen Kopf und denke an Dinge die mir Freude bereiten, während er seine Rede hält. Nach dem Gebet und einen Small Talk, schnappte ich mir den Sessel und wanderte Richtung Westseite des Gartens um die letzten Stunden der Sonne zu beobachten und meinen Gedanken freien Lauf zu lassen.

Am Freitag nach der Schule setzten wir uns noch zusammen um zu besprechen wann wir auf das Festival gehen sollten. Es war ein einwöchiges Festival, das von Montag bis Sonntag im Botanischen Garten, in der Stadt Aburi stattfand. Es war ein Zusammentreffen der Könige und Chiefs der Eastern Region und das gesamte Regierungskabinett war auch noch eingeladen. Im Anschluss war auf dem Gelände ein Reggae Festival oder man konnte in der ganzen Stadt feiern. Nach langen überlegen entschieden wir, dass wir erst am Samstag hinfahren wollen, dafür sehr zeitig, um die gesamte Parade zu sehen.
Nach wiederholten frühzeitigen schlafen gehen, ich hatte mittlerweile einen 10-Stunden Schlafrhythmus, standen wir am Samstag gegen halb 7 auf. Nach dem „Duschen“ und einem Kaffee machten wir uns mittels Taxi auf den Weg Richtung Aburi. Da wir mit ein paar anderen Dorfbewohnern auf das Festival gingen, fuhren wir gemeinsam hin. Wir hatten von Anfang an ein bisschen ein schlechtes Gewissen, da wir wussten, dass die ländliche Bevölkerung unter extremer Armut leidet und wir uns hin und wieder was kaufen wollten. Nach einer 20 Minütigen Fahrt, erreichten wir Aburi. Ich war 2 Wochen zuvor schon hier gewesen um den Botanischen Garten zu bewundern, der Unterschied zu diesem Wochenende war, dass die gesamte Stadt lebte. Eine unzählige Ansammlung an Leuten aus ganz Ghana hatte sich hier versammelt um den Traditionellen Fest beizuwohnen. Anfangs machten wir noch einen kurzen Rundgang im Garten bevor wir uns auf den Weg zur Stadt machten um noch ein paar wichtige Gebäude in Augenschein zu nehmen. Wir schlenderten gut 40 Minuten durch die Gassen, bis wir uns wieder auf den Rückweg machten. Am Festivalgelände angekommen luden wir die Leute aus dem Dorf noch auf ein Cola ein. Als ich kurz austreten ging, riefen mich gleich ein paar Leute zu ihnen, ich erklärte ihnen dass ich nach dem Klo gleich zu ihnen schaue. Gesagt getan, ging ich, nach dem ich mein Geschäft erledigte, zu ihnen und wir kamen gleich gut ins Gespräch. Es stellte sich heraus dass sie die Band sind, die heute Abend neben 14 anderen Bands auftreten. Nach ein paar wenigen Wortwechseln, gab mir einer der Band eine CD von ihnen, er meinte ich sollte sie in Österreich vorstellen. Ich erwiderte, dass ich kein Promoter bin und dass so gut wie 95 % der Plattenlabels in Österreich auf meine Meinung nicht achten (Diesen Satz habe ich netter formuliert, als ich ihn tatsächlich sagteJ). Er meinte, dass ich es trotzdem versuchen sollte und steckte mir die CD zu. Nach einem 20 Minütigen Gespräch, machte ich mich wieder auf die Socken um die anderen aufzusuchen. Als ich wieder zu den anderen stieß waren sie mit den Getränken schon fertig, und wir mussten nur noch zahlen.

Die Sonne stand am höchsten Punkt und ein Blick auf die Uhr gab mir auch noch Recht, es war kurz vor 12 und die Hitze drückte wie eine Last auf die Schultern. Wir sagten den anderen noch, dass wir Hunger hätten und machten uns dann kurzerhand auf den Weg zu einem Restaurant. Es war ein größeres Restaurant, das im südlichen Teil des Botanischen Gartens seinen Standort hatte. Als man es betrat merkte man schon, dass es eher gehoben war. Der vordere Teil war überdacht, gleich dahinter war eine Terrasse und von dort aus konnte man dann in zwei verschiedene Pavillons aus Beton mit offenen Fenstern in allen Richtungen gehen. Der rechte Pavillon war schwarz angemalt und der Linke Weiß, keine Ahnung ob  es grundlos oder instinktiv war, auf jeden Fall bewegten wir uns ohne Umschweife zu dem Weißen. Es war eine entspannte Atmosphäre und die Aussicht gleicht einem Bilderrahmen aus Bäumen. Es tat in diesem Fall auch gut, ein wenig Abstand zu haben, da man als Weißer einfach von jedem angesprochen wird, man würde auch gerne mit jedem reden aber die Meisten fragen, nachdem sie den Namen wissen, ob ich sie nach Österreich mitnehmen kann und dass ist auf Dauer einfach anstrengend. Nach dem wir Getränke bestellt hatten, gesellten sich weitere Obrunis (weißer auf Ghanaisch) zu unserem Pavillon. Sie waren aus Deutschland und unser Gespräch hielt sich in Grenzen. Ein leichtes Nicken und 2-3 Satzwechsel über die Kultur reichten schon und wir widmeten uns wieder der Umgebung und unseren Gesprächen. Obwohl dieses Restaurant eher zu den besseren gehörte (In Österreich würde es zu den mittleren zählen) waren doch leichte Verständigungsschwierigkeiten vorhanden. Als wir aber dann alles bestellt hatten und die Speisen unter Anwesenheit von Geiern aßen, (Nicht die anderen Besucher, da waren tatsächlich Geier) machten wir uns auf den Weg Richtung Festivalgelände, da wir die Parade schon hören konnten.

Es war ein riesen Aufkommen an Leuten die einen Gang bildeten. Zwischen den Leuten kamen sie dann, die Könige und Königinnen wurden auf tragbaren Sitzen, auf den Köpfen von vier Leuten durch die Menge getragen. Sie trugen alle die traditionellen Gewänder aus Stoff und waren von Kopf bis Fuß mit Schmuck aus purem Gold besetzt.  Gefolgt wurden sie von Leuten die monströse Tschembe Trommeln auf den Köpfen trugen und dahinter die Trommler mit den Sticks. Und wenn das 


nicht genug wäre wurde dann diese gesamte Gruppe noch von bewaffneten Leibwächtern oder den Militär begleitet, die die Menschenmenge  immer wieder zurückdrängten. Zwischendurch wurden sie heruntergelassen um die Menschen ein paar Hände zu schütteln und mit den Leuten zu reden. Die Reihenfolge der Ankunft wurde mit dem Rang belegt und dieser wiederrum mit dem Alter. Der letzte König der eintraf war von der gesamten Region der König. Um ihm wurde der größte Aufwand gemacht und die Securitys konnten ihn nur mit Müh und Not durch die Menge transportieren.  Die Parade dauerte ungefähr 1 Stunde. Während der Parade trafen wir den Vater eines Schülers der durch seinen Beruf als Arzt bessere Kontakte zu den Regierungsmitgliedern hatte. Wir gingen um die Menschenmenge herum und wollten uns zu den anderen Gästen stellen, als uns Emanuel (der Vater des Schülers) durch die Massen lotste und uns einen Platz in einem Zelt besorgte. Wir dachten uns nicht viel dabei und gingen mit ihm.

Wir saßen nicht mal 5 Minuten als er mich erneut holte und mich bat mit ihm auf das Gelände zu gehen wo die ganze Show abging. Ich spekulierte ob es in Ordnung gehe, weil dort nur Fotografen und Kameramänner herumliefen, folgte ihm aber dann wortlos. Er stellte mich irgendeinen Organisator vor, sprach ein paar Worte mit ihm und verschaffte mir kurzerhand einen Fotografenausweis. Ich wusste nicht richtig wie mir geschah, er sagte nur noch kurz, dass ich mit diesem Ausweis überall hingehen kann ohne dass ich mir was zu denken brauche. Da stand ich nun zwischen den anderen Fotografen und konnte das gesamte Ereignis aus nächster Nähe betrachten. Es war unglaublich um mich herum waren die Zelte aufgestellt, wo einerseits Regierungsmitglieder oder die Chiefs von den Städten und Dörfern saßen und andererseits ein paar Ghanaische Schauspieler und die Crew von Ghanas Next Top Model J

Ich packte die Situation am Schopf und begann gleich mit den Fotos. Es wurden unterschiedliche Tänze gemacht während im Hintergrund immer getrommelt wurde, es war herrlich. Die Könige saßen sich gegenüber in einer Reihe und ihr Häuptling am Ende auf einem Thron.  Als ich mich wieder zu den anderen gesellte um ein bisschen auszurasten, erfuhr ich, dass vor uns indische und chinesische Regierungsmitglieder saßen und schräg von uns der Amerikanische. In der ersten Reihe saß eine weitere indische Familie mit hohem Rang. Wir hatten dann die Möglichkeit zu den Königen zu gehen und ihnen die Hände zu schütteln und zusätzlich noch ein kleines Gespräch zu führen.


Es war ein unglaubliches Gefühl bei ihnen vorbeizugehen, weil ich das Gefühl hatte, mit der Geschichte Ghanas zu reden. Sie saßen alle mit ihren Stoffgewändern und einem Stock mit einer Goldenen Spitze da und hatten irgendetwas Weises an sich. Einer von ihnen fragte mich mit einem Lächeln im Gesicht ob ich ihn nach Österreich mitnehmen kann. Ich musste ihm mit einem Grinsen ablehnen und ihm erklären, dass ich nur ein Volunteer bin und kein politisches Amt ausführe. Er lachte kurz und ich ging zum nächsten. Vor dem ältesten König saß noch ein Junge der vielleicht 10 oder 11 Jahre alt war, die Geschichte erzählt, dass der Junge die Seele des Königs in sich trägt. Früher wurde das Kind nach dem ableben des Königs enthauptet um die Seele zu befreien, diese Maßnahmen werden heute zum Glück nicht mehr ergriffen. Als ich mich wieder zurückzog um mich wieder zu den anderen zu setzen, wurde schon das nächste Spektakel angesagt.

Da es nicht reichte, dass die Könige der Region kamen, musste natürlich auch noch der Präsident hinzustoßen. Die Zuschauer flippten komplett aus und die Fotografen stürmten um ein gutes Bild zu erhalten. Ich schaute kurz auf meinen Ausweis und dachte mir wenn die alle das so machen hau ich mich lieber auch gleich ins Getümmel, ich fühlte mich wie ein aufdringlicher Paparazzo aber nach dem ich nur einmal diese Chance bekomme, wollte ich sie direkt am Schopf packen. Ich knipste noch ein paar Mal ab und machte mich dann aus den Staub, da die anderen schon wieder unterwegs waren.


Da die Zeremonie somit eh schon fast am Ende war, berieten wir uns noch kurz und beschlossen, dass wir in die Stadt in einen kleinen Club gehen. Er war in einer Nebenstraße und der Eingang schien gar nicht wie eine Bar. Als wir ihn betraten, mussten wir nur auf die Rückseite gehen und dann die Stiegen hinauf. Da standen wir nun auf dem Dach eines Hauses mitten in der Stadt und aus der gut gefühlten Bar hörte man die Musik. Wir tranken kurz etwas und ich spielte mit Augustina (Kindergärtnerin in unserer Schule) eine Runde Billard. Wir verweilten eine gute Stunde dort, wollten aber dann zurück schauen weil es hieß, dass die Reggaenight um 8 anging. Als wir dort ankamen waren die noch nicht mal mit den Vorbereitungen fertig, also mussten wir übergangsweise eine andere Lösung finden. Augustina kannte noch eine andere Bar in der Stadt, also machten wir uns auf den Weg dahin. Die Stadt war mittlerweile überfüllt und der Verkehr war vollkommen zum Stillstand gekommen. Liegt zum Teil auch daran, dass es keine Bodenmarkierungen oder Ampeln oder eine STVO gibt. Die nächste Bar war randvoll gefüllt und man hatte wenig bis gar keinen Platz zum Stehen, beziehungsweise zum Tanzen. Der restliche Abend verlief dann eher weniger zufriedenstellend. Karin und Julia wurden ständig von irgendwelchen  Männern angegraben die gleich auf Anhieb in sie „verliebt“ sind und sie heiraten wollten. Ich im Gegensatz musste jedem 3. Erklären, dass es nicht in meiner Macht steht, dass ich jemanden nach Österreich mitnehme, aber das wurde irgendwie auch nicht richtig verstanden. Je später der Abend wurde desto schräger wurden die Leute, es rannten immer mehr betrunkene herum und hin und wieder waren auch Schlägereien. Zu guter Letzt kam auch noch ein heftiger Regen und wir mussten uns in einem Zelt unterstellen, wo die Gespräche und dann wie gehabt fortgesetzt wurden. Gegen 11 beschlossen wir dann dass wir uns ein Taxi nehmen und zurück ins Dorf fahren. Einerseits wurde schnell ein Taxi gefunden, andererseits gab es eine gewaltige Wartezeit, da der, wie vorher erwähnt, gesamte Verkehr zum Stillstand kam. Wir warteten gute 30 Minuten in einem Taxi und beobachteten wie die Leute von allen Seiten an uns vorbeischlangen.  Mit jeder Stunde die verging stieg auch gleich der Alkoholpegel, also eh ähnlich wie bei uns zu Hause. Als sich dann das Fahrzeug vor uns löste, musste ich noch kurz den Taxifahrer aufwecken und dann fuhr weiter die Straße entlang. Mit einer Eilgeschwindigkeit von 30 km/h machten wir uns auf den Weg nach Hause, hin und wieder dachte ich, dass das Taxi gleich auseinanderfällt, hat sich aber zum Glück nicht ergeben. Letztendlich saßen wir noch kurz bei uns auf der Terrasse und ließen den Tag Revue passieren, dann putzten wir noch schnell die Zähne und gingen Mützen. Im Großen und Ganzen werden die Wochen immer besser/schräger, bin schon gespannt was uns kommendes Wochenende erwartet
LG aus Ghana


Montag, 1. Oktober 2012

Koforidua...


Koforidua…




Freitags nach der Schule machten wir uns auf den Weg nach Koforidua um die Wasserfälle zu besichtigen, eine atemberaubende Landschaft die noch unangetastet von Menschenhand geblieben ist.
Wir fuhren also nach Adawso, um dann in ein TroTro umzusteigen das uns in einem 40 minütigen Trip in die Stadt Koforidua bringen soll. Da wir noch einige Besorgungen machten und zur Post mussten, ließen wir uns in Adawso ein wenig Zeit. Ich staune immer wieder welche Vielfalt an Farben dieser Markt hervorbringt und schlenderte seelenruhig durch die einzelnen Stände. Als wir uns dann zu der TroTro Station  begaben mussten wir lediglich 15 Minuten warten und dann ging es schon los. Es war meine erste TroTro Fahrt und wenn man sich vorstellt das man in einen Bus mit 9 Sitzen exakt 9 Leute mitnehmen kann irrt man. In unserem Fall waren es 12 und das sind für eine Fahrt noch wenige Gäste ;)

Auf einer holprigen Straße und gut gelaunt fuhren wir dann um die 40 Minuten. Während der Fahrt war ich des Öfteren froh, dass diese Busse aufgrund ihres Zustandes nicht schneller als 60 km/h fahren. Da die Straßen in Ghana wenig bis gar nicht in Schuss sind, war es ein ständiger Wechsel von der rechten Seite der Straße zur linken um den gut 40 cm tiefen Schlaglöchern auszuweichen. Und das Überholen vor der Kurve ist praktisch ein Muss. Aufgrund der verbesserten Straßenverhältnisse merkte man, dass man sich der Stadt näherte. Asphalt begann und der Verkehr wurde immer dichter. Nach dem Motto der Stärkere gewinnt kamen wir auch relativ schnell zur TroTro Station, die wenig überraschend um ein Vielfachens größer war als die in Adawso. Kaum setzte man einen Fuß aus dem TroTro wurde man schon von den ersten Taxifahrern angesprochen und das sind echt hartnäckige Burschen. Da wir uns erst zurechtfinden mussten fragten wir nur kurz wo die Bank sei und erklärten ihm dann, dass wir uns erst mal zu Fuß durch die Stadt bewegen wollen. Wenig zufrieden ging er zum Taxi zurück und beobachtete uns aus der Ferne.



Bei der ersten Bank fragten wir einen Wachposten wo den der Bankomat sei. Mit einem Lächeln im Gesicht zeigte er in eine Richtung und faselte irgendeine Abkürzung die ich aber nicht verstand. Vor diesem Moment wusste ich gar nicht, dass ein Wachposten mit Automatischer Waffe nett grinsen kann, war irgendwie ein ganz komischer Anblick.  Als der erste Bankomat ein Reinfall war da unsere Karten nicht akzeptiert wurden, fragten wir kurzerhand 2 Studenten aus Koforidua die uns dann einen Weg quer durch die Straßen beschrieben. Da wir eh keinen Stress hatten bummelten wir ein bisschen durch den Markt und hielten hin und wieder inne um uns verschieden Stände anzuschauen.  Ein großes Gebäude aus puren Beton, das sich nicht nur in Größe sondern auch in der gesamten Bauweise von den anderen Unterschied, gab uns mit der Aufschrift „Commercial Bank of Koforidua“ seinen Sinn und Zweck und so machten wir uns auf den Weg dahin. Einige Junge Leute die schätzungsweise nicht älter als 22 waren, hockten gemütlich auf der Betonterrasse vor dem Bankomaten. 
Da noch einige Leute vorher dran waren und 2 von 3 Bankomaten  technische Probleme hatten, war eine Wartezeit von Nöten. Ein A4 Zettel zwischen den Bankomaten gab noch den Hinweis das man maximal 200 Cidis (ca. 85 Euro) pro Benutzung abheben kann. Ein älterer Herr vor uns brauchte wohl ein bisschen mehr Schotter und hob gelassen 5 Mal ab. Zeit ist Geld ist in diesen Teil der Welt wenig bis gar nicht bekannt, was ich aber zu schätzen weißJ. Als ich dann doch ein bisschen Stress verspürte bat ich den Mann vor mir, mich vorzulassen. Ohne Wenn und Aber machte er mir per Handzeichen verständlich dass ich den Automaten benutzen kann. Nach zwei vergeblichen Versuchen merkten wir, dass uns der Automat kein Geld geben wird, obwohl er mit Maestro angeschrieben war. Ein Blick in meine Geldbörse verriet mir aber, dass ich schleunigst Geld bräuchte, da ich sonst nicht mal das Zimmer im Hotel bezahlen könnte. Durch mehrmaliges Fragen wurden wir dann zu Barclays Bank gelotst, die uns dann zu unserem Glück tatsächlich Geld zur Verfügung stellte. Als mir eine kleine Last von den Schultern fiel, war unser nächstes Ziel das Hotel. Ein Mann mit Brille und einem weißen Nadelstreifenhemd sagte uns nur noch das wir für den Weg zum Hotel mit dem Taxi, für 3 Cidi, fahren sollen. Der erste Taxler der uns über den Weg lief verlangte 5 Cidi, wir erklärten ihm, dass das zu teurer ist. (Witzig bei uns gerade mal € 2,20, man passt sich echt nach kurzer Zeit an die Umgebung an wo man sich befindet…) Da er nicht verhandeln wollte zogen wir uns zurück und versuchten unser Glück bei dem Nächsten. Dieser fuhr uns dann, nach erneutem Feilschen, für 3 Cidi zum Hotel, was ungefähr 2 Kilometer entfernt war.


 Von außen machte es einen einfachen aber netten Eindruck. Wir durchquerten den Torbogen und gingen durch eine quietschende Holztür zur Rezeption. Links neben der Rezeption lag, auf einer 70-Jahre Eckcouch, ein etwas stärkerer Ghanaer. Hinter dem Dresen saß der Rezeptionist, der mich als erstes musterte und uns dann mit einem finsteren Blick die Schlüssel übergab. Seine Stimme hörte sich kalt und nicht sehr willkommend an. Missmutig ging er voran und zeigte uns den Weg zu unserem Zimmer, da er ohnehin schon eine lästige Miene aufsetzte, wollte ich mir Fragen über die Stadt sparen. Nach dem Betreten des Zimmers wanderte mein erster Blick zu den Betten. Erfreut über den Anblick sauberer Betten öffnete ich dann das Fenster, dass sogar mit Mosquitonetz gesichert war. Da das Rauchen in Ghana sowieso eine Seltenheit ist (Hab noch nie einen Ghanaer rauchen gesehen) und auf öffentlichen Plätzen sowie in den meisten Bars und Restaurants verboten ist, merkte man, dass dies eine Absteige von Touristen und Weltenbummlern war. Die Zigarettenstummeln unserer Vorgänger und Nachbaren waren auf den Dächern vor unserem Zimmern verstreut. Es befand sich auch noch ein Ventilator in dem Raum, den ich aber ungern betätigte, da die Befestigung etwas fragwürdig war und wenn man ihn einschaltete machte er bei seiner Verankerung leichte Kreiselbewegungen. Ein angenehmes aber kurzes Vergnügen.
Als wir unsere Sachen verstauten und die Luft, im Bett liegend, mit jedem Atemzug genossen, lies ich meine Gedanken ein bisschen wandern. Ich dachte über die Unterschiede der Gesellschaft nach. Ich machte mir Gedanken darüber warum 85 % der Weltbevölkerung mit den härtesten Bedingungen kämpfen müssen nur das 15 % Luxus genießen. Interessanterweise stelle ich hin und wieder fest, dass die vielen die weniger Glück haben, oft glücklicher sind, da sie alle ein ähnliches Schicksal teilen und eine ganz andere Beziehung zu einander führen. Nach ein paar weiteren Gedankensprüngen, fragte mich Julia ob ich nicht auch Hunger hätte, ich stimmte ihr zu und wir machten uns auf den Weg zum Restaurant im unteren Geschoss. Da es Essen nur auf Anfrage gab, bestellten wir Fried Rice with Fish (Huhn war leider aus!) eine Mahlzeit die ich in den letzten 2 Wochen ungefähr 12 mal hatte, naja konnte mich wenigstens nichts überraschen. 30 Minuten Wartezeit, erwiderte der Herr mit der eisigen Stimme, wir nickten und machten uns auf den Weg um noch einen kurzen Blick auf die Stadt zu erhaschen. Da wir nicht unendlich viel Zeit hatten gingen wir nur einen kleinen Rundgang. Die kleinen Shops die man überall sieht waren zum Teil verschlossen, einige hatten noch offen. Es gibt offensichtlich keine geregelten Arbeitszeiten, hätte mich aber auch gewundert.


In den Kindern auf den Straßen und in den leeren Blicken einiger Bewohner spiegelt sich die tragische Vergangenheit dieses Landes.  Irgendwie merkt man, dass dieses Land um ihre Freiheit, im wahrsten Sinne des Wortes, „kämpfen“ mussten. Bei dieser kleinen Tour fanden wir aber eine kleine gemütliche Freiluft Bar mit einheimischer Musik. Wir waren uns gleich einig, dass wir hier auf alle Fälle noch was trinken gehen. Nach 20 Minuten machten wir uns wieder auf den Weg zurück um unser Essen zu genießen. Ich freute mich sehr als das Essen auf einem Teller von der Küche kam und als ich dann noch das Besteck sah war ich völlig aus dem Häuschen J, Teller und Besteck was für uns ein Luxus. Hungrig wie ich zu diesem Zeitpunkt war, schlang ich den Reis und den Fisch gierig hinunter lehnte mich dann entspannt zurück in den Sessel. Nach dem Essen tranken wir noch aus und gingen auf unser Zimmer. Nach einem schnellen T-Shirt Wechsel und den Schnapskarten im Schlepptau, machten wir uns schon wieder auf den Weg zur Bar.


Was tagsüber eine lebendige, farbenfrohe und mit lachendes Gesichtern überströmte Stadt ist, wo das Hupen der Autos als eine Art Background Musik fungiert, macht die Nacht wieder weg. Leere Straßen mit wenig Menschen, die man aber auch erst dann erkennt wenn sie einem auf 3 Meter näher kommen. Um ein Verständnis zu vermitteln, die Nächte in Ghana sind finster und zwar richtig finster. In Österreich ist es dunkel aber man kann sich bei Nacht noch relativ gut orientieren. In Ghana andererseits, könnte ich mich bei Nacht gar nicht orientieren, weil ich einfach gar nichts sehe. Zu unserem Glück war dies eine größere Stadt und die Straßenlaternen beleuchteten im 30 Meter Abstand den Gehsteig. Hin und wieder hört man ein Kind schreien, was aber auch ein junger Ziegenbock sein könnte, dieser Laut ist sich verflucht ähnlich. Anderswo bellt wieder ein Hund. Nach diesem kurzen Marsch trafen wir in dieser Bar ein. Ein Mann stand vor dem Eingang und der erste Tisch war von 4 Jungen Leuten besetzt. Der Schuppen war mit einer Schulterhohen Mauer umgeben mit 3 offenen Eingängen. Die gelben Wände waren mit Symbolen des Glücks, der Liebe und noch mehr ausgestattet. Symbole die seit Jahrhunderten dieses Land begleiten. Wir nahmen in der Mitte Platz, wo wir gerade noch im freien saßen und die angenehm warme Luft als freundlichen Begleiter empfanden. Kaum als wir Platz nahmen schlenderte der Kellner/Barbesitzer zu uns rüber und wir orderten ein Bier. Mein erstes Bier nach 2 Wochen, ich war schon gespannt wie die Braukunst in diesem Winkel der Erde ist. Wir bekamen beide das Star Bier, dass wohl bekannteste Bier in Ghana, 5% und es gibt es in 0,4 oder 0,7 Liter abgefüllt. Ich versuchte mich Anfangs mit einem antastenden Schluck, als ich aber merkte wie angenehm der Geschmack auf der Kehle war, wurde daraus ein Großer. Wir spielten eine Weile Schnapsen, redeten über dies und das und verdrückten uns hin und wieder hinter eine Ecke um eine zu qualmen. Als ich mal kurz austreten musste, ging ich einen kleinen Gang neben der Bar entlang. Da es so gut wie nirgendswo Klos gibt stellte ich mich zu einer Art Busch und urinierte darauf. Ich hielt kurz inne als ich ein rascheln vor mir hörte, dachte mir aber dann nichts dabei und setzte umschauend fort. Plötzlich ertönte ein Knurren und ein Hund sprang auf und rannte aus der Ferne in meine Richtung, ich erstarrte und konnte mich nicht bewegen. Der Köter machte einen Satz und ich dachte mit mir ist es jetzt geschehen. Zu meinem Glück riss die Kette ihn einen halben Meter vor meiner Nase zurück. Nach dem mir das Herz in die Hose gerutscht ist und ich erst nach 10 Sekunden überrissen hatte was gerade passiert ist, kehrte ich um und suchte das Weite. Zerstreut kehrte ich dann zu Julia zurück und erzählte ihr diese Geschichte, sie sah mich verdutzt an und meidete dieses Gebiet zum Rauchen. Nach gut einer Stunde, 4 Star Bier und ein paar Partien Schnapsen zahlten wir und machte uns auf den Weg zum Hotel zurück. Am nächsten Tag stand viel an und deshalb wollten wir noch den wichtigen Schlaf vor 12. (Besser gesagt vor 9, später kommt man hier eh nicht ins BettJ)


Nach einer angenehmen Nacht standen wir gegen halb 6 auf und nach den morgendlichen Reinigungstätigkeiten machten wir uns auf den Weg Richtung Stadt. Wir erkundeten nochmals das Gebiet und kauften noch Wasser und ein bisschen Reiseproviant, da es bei den Wasserfällen weder Restaurant noch kleine Geschäfte gab. Vollständig versorgt und mit 6 Liter Wasser suchten wir dann die TroTro Station auf. Auf dem Weg zur Station, fuhr gleich ein Bus auf der Hauptstraße vorbei, der uns dann auch gleich zu den Wasserfällen mitnahm, so ein Glück muss man mal haben. Die Straßenverhältnisse außerhalb der Stadt entsprachen wieder den Gewohnten und es wurde eine holprige Fahrt. Als wir die Wasserfälle erreichten sahen wir gleich eine große Mauer und ein Tor, die kleinen Häuser vor dem Tor waren wohl die Unterkunft für die Führer und Mitarbeiter des Gebietes um die Wasserfälle. Da wir wussten, dass wir eine Führung bekommen rauchten wir vor der Mauer noch schnell eine um die Zeit bis Mittag zu überbrücken. Am Eingang zahlte dann jeder 10 Cidis und ein weiterer Mann man zeigte uns den Weg Richtung Wasserfall. Aus guter Entfernung hörte man schon das Plätschern des Wassers. 


Nach gut 50 Metern sah man ihn dann auch schon durch einen Dickicht an Gestrüpp und Bäumen. Der Regen der letzten Tage tat dem Wasserfall sichtlich gut und so konnte er seine gesamte Kraft ausschöpfen. Um die 100 Stufen bergab wären noch zu bewältigen und dann stand man vor dem Koloss. Nach der ersten Kurve bei den Stufen schoss ich noch ein schnelles Foto, bevor ich schon den Aufschrei von Julia hörte. Ich ging zu ihr und musste leider feststellen, dass sie um geböckelt ist und sich entweder den Knöchel verstaucht oder sich eine Sehne gezerrt hat. Wie die letzten Wochen vergingen dachte ich mir:“ Irgendwie klar!“  Als ich dann aber sah, dass der Fuß auf die doppelte Größe anschwoll, war aber nur eins wichtig, schnell ins Krankenhaus. Während ich ihr über die Stufen hinaufhalf, sagte ich dem Führer, dass er ein Taxi rufen soll. Er sputete sich und innerhalb von 10 Minuten war das TroTro das uns hergebracht hat gleich wieder da und lieferte uns zum Krankenhaus. Die 10 Cidis für den Eintritt bekamen wir nicht zurück, hoffentlich merken sie es sich bis zum nächsten Mal.


 Im Krankenhaus dann sollten wir gleich noch mal 10 Cidis hinblättern nur das wir ein Formular ausfüllen dürfen, ohne das eine Untersuchung durchgeführt wird. Da dieses Krankenhaus die Versicherung von Julia nicht kannte bzw. nicht akzeptierte berieten wir uns und entschlossen, dass wir nach Hause fahren und ein paar Tage warten ob es sich bessert. Während sie im Krankenhaus wartete fuhr ich mit dem Taxi zum Hotel um die Sachen zu holen und die Rechnung zu begleichen. Kurzerhand zahlte ich noch 31 Cidis (18 Euro) für eine Nacht für 2 Personen einem Abendessen für 2 Personen und 2 Cola. Echt günstig, dachte ich J. Dann wieder schnell zurück ins Taxi, dann zum Krankenhaus und dann noch ein kurze Erledigungen für unser eigenes Wohl (Internet credit, Handy credit und noch ein paar Euros gewechselt) Bei der TroTro Station war ein enormes aufkommen und nach zweimaligen hin und herschicken kamen wir aber dann auch schon zum Richtigen. Die Heimreise war dann wenig spektakulär da wir es schon des Öfteren erlebten. Zu Hause angekommen trafen wir dann noch Elsa und Meggie, die wir eigentlich am Freitag schon verabschiedeten, weil sie am Samstag flogen. Als sie uns sahen wie ich Julia stütze um zum Haus zu kommen, konnte man doch ein leichtes Grinsen in ihrem Gesicht erkennen, wundert mich aber auch nicht. Das restliche Wochenende das eher noch ruhig verlaufen am Sonntag legte ich und unser Hausherr noch die Fundamente für ein neues Schlafgemach mit Vorhaus und wir quatschten und spielten noch ein paar Runden Karten. Glücklicherweise ist die Schwellung jetzt schon einigermaßen zurückgegangen, daher glauben wir, dass es nicht so ernst ist.