Dienstag, 16. Oktober 2012

Strand, Palmen und Big Millys


 
Die Woche in der Schule ist, bis auf ein zwei Situationen, gut gelaufen. Da wir relativ schnell durchgestartet sind, haben wir jetzt beschlossen, dass wir uns auf die ersten Themen spezialisieren um einen besseren Lernfortschritt zu sichern. In Science sind wir mit den Schülern ins Freie gegangen und haben mit ihnen Spiele über die Kontinente und Länder gemacht. Es ist einfach zum Teil so, dass fast keiner der Schüler weiß, wie viel Kontinente es auf der Welt gibt und ein paar wissen nicht einmal das Ghana in Afrika liegt oder wo sich Afrika auf dem Atlas befindet. Nach dem wir einige Spiele am Freitag probiert haben, merkten wir  schon dass sie jetzt mit mehr Begeisterung bei der Sache sind. Ich hoffe nur, dass es kein einmaliges Erfolgserlebnis war und es weiterhin so gut funktioniert.

Am Freitag nach der Schule hatten wir nur wenig Zeit, da wir uns am frühen Nachmittag auf den Weg zum Big Millys (kleiner Strandabschnitt mit Bar und Schlafmöglichkeiten) machten. Wir packten schnell alles zusammen, was wir für ein Wochenende brauchten. Wir mussten dann zwar noch 20 Minuten warten, weil es hier mit der Pünktlichkeit nicht so ernst genommen wird ;). Aber nachdem man sich eh schnell an diese Situation gewöhnt, spielte das keine große Rolle und wir wussten die Zeit mit einem Nickerchen oder Lesen zu nutzen. Als dann doch das Taxi eintraf, machten wir uns auf den Weg nach Nsawon um einerseits noch ein bisschen Geld abzuheben und andererseits um mit dem TroTro nach Accra zu kommen. Wir hatten eine 50/50 Chance dass der Bankomat funktioniert und waren in diesem Fall auf der glücklichen Seite. Der kurze Aufenthalt in Nsawon reichte nur um einen kleinen Überblick über die Stadt zu bekommen. Bei der  TroTro-Station erwischten wir dann gleich den richtigen Bus und fuhren, auf den scheinbar auseinander brechenden Straßen, Richtung Accra.

Wir fuhren zur größten TroTro Station in Accra mit dem Namen Kaneschi. Der Platz bei dem wir ausstiegen war mit TroTros und Menschen gefüllt. Ich schätze da standen so an die 100 Kleinbusse und aus jedem Bus schrie ein Mann den Ort wo er hinfährt. Man braucht im Prinzip nur den Namen der Station schreien und schon wurde man von Leuten zum richtigen TroTro gebracht. Unseres lag auf der anderen Seite der Straße und wir mussten eine Brücke überqueren. Wir versuchten stets zusammen zu bleiben, da es sich bei diesem Platz um einen Knotenpunkt der Stadt handelte. Von der Bushaltestelle aus ging es flüssig über in einem Markt. Die kleinen Verkaufsstände sind auf engsten Raum zusammengepresst und jeder schreit in alle Richtungen was er zum Anbieten hat. Sollte man etwas brauchen wurde man gleich von 3 Leuten auf einmal angesprochen, der eine zeigt die was er hat und nennt seinen Preis, dann geht es ums feilschen. Wenn der Preis feststeht kommt ein zweiter her und kassiert das Geld, muss aber wenn du es nicht genau hast zu dem Dritten gehen und dir das Wechselgeld holen. Da wir uns ein Schloss kaufen mussten wurde das auch der Fall. Als wir die Brücke erreichten und hinaufstiegen, sah ich erst wie riesig dieses Gelände ist. Der Markt war ungefähr 6-mal so groß wie der Naschmarkt in Wien und es waren tausende von Leuten unterwegs. Angesichts der ganzen Autos die hupten und Menschen die uns immer zugeschrien haben gingen wir behutsam weiter und suchten das richtige TroTro. Nach mehrmaligen Fragen wurden wir dann von den Leuten zum richtigen gelotst. Wir kauften uns noch schnell Plantain Chips (Plantain ist so was Ähnliches wie Bananen und Chips, naja sind halt Chips) und warteten bis sich der Bus gefüllt hatte.  Wir fuhren auf einer gut asphaltierten Straße aus der Stadt hinaus und dann ging es auf der Hauptstraße weiter Richtung Ozean und dem Meer entlang. Neben der Straße waren hin und wieder Hinweise um langsam zu fahren, da die Unfallquote in Accra schon fast grotesk hoch ist. Sollte man, aufgrund eines Staus oder einer Ampel, zum Stillstand kommen rennen gleich eine Hand voll Leute her und wollen dir was auf der Straße verkaufen. Einer bot uns sogar Klopapier an, weiß wohl wie es den Europäern mit dem Darm in Afrika geht ;). Wir erreichten einen kleinen Berg und man konnte das Meer dahinter schon riechen. Die Straßen wurden wieder schlechter und das Bild das mir hinter dem Berg bot war erschreckend. Links der Straße dem Strand entlang, lebten die Familien in 10 Quadratmeter Lehmhütten unter dem Existenzminimum während auf der rechten Seite eine Villa größer wie die andere war. Diese wurden auf einer Anhöhe in den Berg gestanzt. Die Villen wurden im Gegensatz zu ihrer Größe nur in ihrer Baukunst übertroffen. Alle waren mit einer 4 Meter Mauer umzingelt und darauf befand sich Stacheldraht. Dieses Bild bot sich uns über eine Strecke von ca. 10 Kilometern. Das TroTro kam bei einer kleinen Kreuzung zum Stillstand, der Kassier gab uns noch schnell ein Zeichen und wir verließen den Bus. Nach dem wir noch kurz Zigaretten kauften machten wir uns auf den Weg Richtung Strand. Auf dem Weg zum Meer trafen wir dann auch noch gleich mehrere Volunteers und andere Weltenbummler und ich merkte schon das der Reiseführer nicht zu wenig versprochen hatte. 


Wir gingen durch einen blauen Torbogen in das Innere des Geländes. Es war eine große Fläche mit einer Bar und einer Bühne. Hinter der Bühne waren die Unterkünfte im freien für 5 Cidis (2,20 €). Es war eine überdachte Fläche mit 15 Betten die nebeneinander gereiht waren. Vor jedem Bett war eine Truhe für die Wertsachen und den Rucksack, ein Schloss musste man aber selber mitnehmen. Im hinteren Bereich der Anlage waren kleine Hütten die man auch mieten konnte. Es gab 2 Duschen wo man sich jeweils unter dem freien Himmel mit dem Kübel duschte. Es waren überall kleine Verkaufsstände von den Einheimischen die Ketten, Gewänder und Stoffe in den unterschiedlichsten Farben anboten. Da wir relativ spät ankamen mussten wir gleich die Bestellung fürs Essen aufgeben und dann ging es noch kurz zum Strand. Als es langsam dunkel wurde gingen wir zurück um unser Essen entgegen zunehmen. Ich bestellte Würstel mit Salat und es war herrlich wieder einmal Fleisch und Salat zu essen. Wir genossen jeden Bissen und wir ließen uns mit dem Essen Zeit. Der Bereich wo wir aßen war mit Leuten aus der ganzen Welt gefüllt. Da waren Briten, Amerikaner, Chinesen, Inder,… es war ein heiteres AufkommenJ. Nach dem wir unser Biere ausgetrunken hatten, gingen wir in den 2. Stock eines Bambus/Strohhauses und schauten noch durch die offenen Flächen in die Weiten des Ozeans der schier unendlich scheint. Es war ein traumhafter Abend und nach ein paar Gesprächen, hörte man schon die Trommlerband die gerade mit ihrem Auftritt anfingen. Sie spielten anfangs noch ruhige Trommelrythmen, die aber nach und nach an Geschwindigkeit zunahmen. Zwischendurch gingen die Mitglieder der Gruppe in den Vordergrund und machten beeindruckende Tänze. Nach ein paar Bier machten wir uns dann gegen 12 Uhr auf den Weg ins Bett. Es war ein angenehmer Tag und die Musik begleitete uns noch bis in den Schlaf.




Am Samstag sind wir um 8 Uhr aufgestanden und gingen nach dem Zähneputzen zum Frühstück. Es war mein erstes Richtiges Frühstück seit einem Monat (Wir bekommen schon Frühstück aber das besteht aus Reis und einer Tomatensauce). Ich bestellte mir  Bananen Pfannkuchen und einen Kaffee, Karin aß eine Gemüseomlett und Julia ließ sich Kokosnuss- und Bananen Muffins auf der Zunge zergehen. Wie beim Abendessen ließen wir uns für das Frühstück Zeit und genossen die Umgebung und das Rauschen des Meeres im Hintergrund. Nach einer Weile überkam uns das Gefühl an den Strand zu gehen, wir zogen uns schnell und wanderten mit dem Handtuch Richtung Meer. Es sind mindestens 5 Schilder auf dem Weg die darauf hinweisen keine Wertsachen mit zum Strand zu nehmen, da dort eine sehr hohe Rate an Diebstählen passieren. 

Wir wussten über diese Situation Bescheid und es ist trotzdem nicht leicht den Kindern zuzusehen, wie sie sich annähern und probieren dich Abzulenken während hinter dir ein anderes Kind die Sachen stehlen will. Es ist und bleibt die wahre Situation in der sich das Land noch befindet. Ich habe mich mit einen 50er Sonnenschutz mitgenommen, weil ich auf Nummer sicher gehen wollte. Bei der Sonne und den Temperaturen hätte ich eine noch Stärkere gebraucht. Wenn man am Strand liegt merkt man die Hitze nicht so, weil der Wind immer über einem weht. Nach dem es mir dann doch ein bisschen zu heiß wurde, packte mich die Lust ins Meer zu gehen. Es war ein guter Wellengang, der mir hin und wieder die Beine unter dem Körper wegriss. Als ich den Rhythmus der Wellen beobachtete, zauberte der Gedanke das ich mitten im Oktober im Atlantischen Ozean schwimme ein Lächeln in mein Gesicht. Ich wechselte im 30 Minuten Turnus vom Strand in das Meer. Wir verbrachten gute 4 Stunden am Strand, sprachen mit ein paar Einheimischen und kauften ein paar Andenken von den wandernden Händlern. Als uns die Hitze ein deutliches Zeichen in die Haut brannte zogen wir uns, zu unseren Betten zurück und gingen Duschen. Am selben Tag traf ich noch einen Musiker von Accra mit dem ich mich auf Anhieb gut verstand. Am Anfang war ich noch ein bisschen skeptisch da so ziemlich alle mit denen du redest sofort deine Nummer haben wollen und dich fragen ob du sie nach Europa mitnimmst. 


Aber als ich ihn näher kennen lernte und wir über die kulturellen Unterschiede sprachen, wusste ich, dass man mit ihm offen reden kann. Wir redeten über die Situation von den Strandkindern, die hohe Arbeitslosigkeit und die Lügen die, die Regierung verbreitet um Stimmen zu bekommen. Er erzählte mir auch das, mal einer eine Schule für die Strandkinder bauen wollte und die Regierung immer mehr Geld verlangte bis er es sich irgendwann nicht mehr leisten konnte. Wie kann eine Regierung so arbeiten? Wenn man sich dann noch überlegt, dass Ghana als Vorzeigeland für Afrika dient was  Regierungsarbeit, Infrastruktur und Bildung betrifft, merkt man schon das da noch einiges schief läuft. Wir diskutierten und quatschen den langen Tag auf dem Balkon der Hütte. Am späten Nachmittag bestellten wir dann unser Essen und gegen 7 verzehrten wir es.



Am Abend bereitete sich die Reggaeband auf ihren Auftritt vor. Langsames einspielen und ein paar kurze Refrains von den Liedern waren der Anfang. Als sich die Sitze füllten und die freien Barhocker immer weniger wurden begannen sie zum Spielen. Viele Leute tanzten und der innere Bereich wurde richtig schön gefüllt, zwischen den Reisenden und Volunteers gesellten sich auch Bewohner von Accra zu den Leuten und der Musik. Gegen 11 packte mich die Lust nochmals ins Meer zu gehen, erstens weil ich noch nie bei Nacht im Atlantischen Ozean war und zweitens weil es nach einen so entspannenden, geruhsamen Tag kein besseres Ende geben könnte. Was tagsüber schon ein beeindruckendes Schauspiel war, war meiner Meinung nach nachts, noch gewaltiger und interessanter. Das Blau des Meeres verdunkelte sich, je weiter man hinausschaute. Man konnte den Übergang zwischen Meer und Himmel gar nicht erkennen, weil die Farben so miteinander verschmolzen waren. Und über mir eine klare Nacht, mit einer Anzahl an Sternen wo wir in Österreich nur träumen können. Ich ließ diesen Moment gut 20 Minuten auf mich wirken, da es, auch wenn es noch so schön ist, in der Nacht trotzdem schon kalt werden kann, vor allem im Meer. Nach dem letzten Besuch im Wasser ging ich noch einmal in Ruhe duschen, schaute noch kurz zur Bühne und legte mich dann gegen halb eins ins Bett um den Abend ausklinken zu lassen.


Am nächsten Morgen wurden wir von den Sonnenstrahlen geweckt und es hatte um 8 Uhr morgens wieder um die 30 Grad. Als ich Aufstand um meine Sachen zusammenzusuchen merkte ich wie sich der Sonnenbrand von dem Genick über die Schultern bis zu den Armen ausbreitete.  Ich hatte das Gefühl als würde mein Körper 40 Grad haben. Am Morgen sind wir dann noch mal richtig Frühstücken gegangen und machten uns dann gegen 10 auf den Weg nach Accra, in die Accra Mall.

Die Accra Mall ist ein Einkaufszentrum wie wir es in Österreich kennen, auf höchst modernen Stand mit AppleStore, Panasonic, Supermarkt, … Hier war nur die Oberschicht von Ghana zugange, die Preise entsprachen den unseren und das gesamte Gelände hatte in keinster Weise etwas mit dem Ghana zu tun, wie ich es im ersten Monat kennen lernte. Wir schauten uns ein bisschen um gingen in den Supermarkt um uns mit Essen für tagsüber einzudecken und bestellten und dann später eine Pizza im Restaurant. Als wir dann alles zusammen hatten, machten wir dann wieder auf den Weg nach draußen um ein TroTro nach Nsawon zu erwischen. Draußen bot sich uns wieder derselbe Anblick. Nicht einmal 20 Meter von der Mall entfernt, standen die Bewohnern wieder bei ihren kleinen Geschäften, Kinder bettelten um Geld und die Leute starrten dich an. Wir entschlossen uns für ein Taxi bis zur nächst größeren Station da die Zeit schon ein bisschen knapp wurde. Der restliche Tag verging dann noch relativ schnell die letzten Fahrten vergingen für mich in Windeseile und wir erreichten Kwamekrom noch bevor die Sonne unterging. Da wir alle ziemlich geschafft waren aßen wir noch schnell das Fufu und gingen dann mit einem gut gefüllten Magen und einem wieder völlig funktionsfähigen Gehirn ins Bett um die nächsten Tage in der Schule so gut wie möglich zu arbeiten.


LG nach Österreich

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen