Die Woche in der Schule ist, bis auf ein zwei Situationen,
gut gelaufen. Da wir relativ schnell durchgestartet sind, haben wir jetzt
beschlossen, dass wir uns auf die ersten Themen spezialisieren um einen
besseren Lernfortschritt zu sichern. In Science sind wir mit den Schülern ins
Freie gegangen und haben mit ihnen Spiele über die Kontinente und Länder
gemacht. Es ist einfach zum Teil so, dass fast keiner der Schüler weiß, wie
viel Kontinente es auf der Welt gibt und ein paar wissen nicht einmal das Ghana
in Afrika liegt oder wo sich Afrika auf dem Atlas befindet. Nach dem wir einige
Spiele am Freitag probiert haben, merkten wir schon dass sie jetzt mit mehr Begeisterung bei
der Sache sind. Ich hoffe nur, dass es kein einmaliges Erfolgserlebnis war und
es weiterhin so gut funktioniert.
Am Freitag nach der Schule hatten wir nur wenig Zeit, da wir
uns am frühen Nachmittag auf den Weg zum Big Millys (kleiner Strandabschnitt
mit Bar und Schlafmöglichkeiten) machten. Wir packten schnell alles zusammen,
was wir für ein Wochenende brauchten. Wir mussten dann zwar noch 20 Minuten warten,
weil es hier mit der Pünktlichkeit nicht so ernst genommen wird ;). Aber
nachdem man sich eh schnell an diese Situation gewöhnt, spielte das keine große
Rolle und wir wussten die Zeit mit einem Nickerchen oder Lesen zu nutzen. Als
dann doch das Taxi eintraf, machten wir uns auf den Weg nach Nsawon um
einerseits noch ein bisschen Geld abzuheben und andererseits um mit dem TroTro
nach Accra zu kommen. Wir hatten eine 50/50 Chance dass der Bankomat
funktioniert und waren in diesem Fall auf der glücklichen Seite. Der kurze
Aufenthalt in Nsawon reichte nur um einen kleinen Überblick über die Stadt zu
bekommen. Bei der TroTro-Station
erwischten wir dann gleich den richtigen Bus und fuhren, auf den scheinbar
auseinander brechenden Straßen, Richtung Accra.
Wir fuhren zur größten TroTro Station in Accra mit dem Namen
Kaneschi. Der Platz bei dem wir ausstiegen war mit TroTros und Menschen
gefüllt. Ich schätze da standen so an die 100 Kleinbusse und aus jedem Bus
schrie ein Mann den Ort wo er hinfährt. Man braucht im Prinzip nur den Namen
der Station schreien und schon wurde man von Leuten zum richtigen TroTro
gebracht. Unseres lag auf der anderen Seite der Straße und wir mussten eine
Brücke überqueren. Wir versuchten stets zusammen zu bleiben, da es sich bei
diesem Platz um einen Knotenpunkt der Stadt handelte. Von der Bushaltestelle
aus ging es flüssig über in einem Markt. Die kleinen Verkaufsstände sind auf
engsten Raum zusammengepresst und jeder schreit in alle Richtungen was er zum
Anbieten hat. Sollte man etwas brauchen wurde man gleich von 3 Leuten auf
einmal angesprochen, der eine zeigt die was er hat und nennt seinen Preis, dann
geht es ums feilschen. Wenn der Preis feststeht kommt ein zweiter her und
kassiert das Geld, muss aber wenn du es nicht genau hast zu dem Dritten gehen
und dir das Wechselgeld holen. Da wir uns ein Schloss kaufen mussten wurde das
auch der Fall. Als wir die Brücke erreichten und hinaufstiegen, sah ich erst
wie riesig dieses Gelände ist. Der Markt war ungefähr 6-mal so groß wie der
Naschmarkt in Wien und es waren tausende von Leuten unterwegs. Angesichts der
ganzen Autos die hupten und Menschen die uns immer zugeschrien haben gingen wir
behutsam weiter und suchten das richtige TroTro. Nach mehrmaligen Fragen wurden
wir dann von den Leuten zum richtigen gelotst. Wir kauften uns noch schnell
Plantain Chips (Plantain ist so was Ähnliches wie Bananen und Chips, naja sind
halt Chips) und warteten bis sich der Bus gefüllt hatte. Wir fuhren auf einer gut asphaltierten Straße
aus der Stadt hinaus und dann ging es auf der Hauptstraße weiter Richtung Ozean
und dem Meer entlang. Neben der Straße waren hin und wieder Hinweise um langsam
zu fahren, da die Unfallquote in Accra schon fast grotesk hoch ist. Sollte man,
aufgrund eines Staus oder einer Ampel, zum Stillstand kommen rennen gleich eine
Hand voll Leute her und wollen dir was auf der Straße verkaufen. Einer bot uns
sogar Klopapier an, weiß wohl wie es den Europäern mit dem Darm in Afrika geht
;). Wir erreichten einen kleinen Berg und man konnte das Meer dahinter schon
riechen. Die Straßen wurden wieder schlechter und das Bild das mir hinter dem
Berg bot war erschreckend. Links der Straße dem Strand entlang, lebten die
Familien in 10 Quadratmeter Lehmhütten unter dem Existenzminimum während auf
der rechten Seite eine Villa größer wie die andere war. Diese wurden auf einer
Anhöhe in den Berg gestanzt. Die Villen wurden im Gegensatz zu ihrer Größe nur
in ihrer Baukunst übertroffen. Alle waren mit einer 4 Meter Mauer umzingelt und
darauf befand sich Stacheldraht. Dieses Bild bot sich uns über eine Strecke von
ca. 10 Kilometern. Das TroTro kam bei einer kleinen Kreuzung zum Stillstand,
der Kassier gab uns noch schnell ein Zeichen und wir verließen den Bus. Nach
dem wir noch kurz Zigaretten kauften machten wir uns auf den Weg Richtung
Strand. Auf dem Weg zum Meer trafen wir dann auch noch gleich mehrere
Volunteers und andere Weltenbummler und ich merkte schon das der Reiseführer
nicht zu wenig versprochen hatte.
Wir gingen durch einen blauen Torbogen in das
Innere des Geländes. Es war eine große Fläche mit einer Bar und einer Bühne.
Hinter der Bühne waren die Unterkünfte im freien für 5 Cidis (2,20 €). Es war
eine überdachte Fläche mit 15 Betten die nebeneinander gereiht waren. Vor jedem
Bett war eine Truhe für die Wertsachen und den Rucksack, ein Schloss musste man
aber selber mitnehmen. Im hinteren Bereich der Anlage waren kleine Hütten die
man auch mieten konnte. Es gab 2 Duschen wo man sich jeweils unter dem freien
Himmel mit dem Kübel duschte. Es waren überall kleine Verkaufsstände von den
Einheimischen die Ketten, Gewänder und Stoffe in den unterschiedlichsten Farben
anboten. Da wir relativ spät ankamen mussten wir gleich die Bestellung fürs
Essen aufgeben und dann ging es noch kurz zum Strand. Als es langsam dunkel
wurde gingen wir zurück um unser Essen entgegen zunehmen. Ich bestellte Würstel
mit Salat und es war herrlich wieder einmal Fleisch und Salat zu essen. Wir
genossen jeden Bissen und wir ließen uns mit dem Essen Zeit. Der Bereich wo wir
aßen war mit Leuten aus der ganzen Welt gefüllt. Da waren Briten, Amerikaner,
Chinesen, Inder,… es war ein heiteres AufkommenJ.
Nach dem wir unser Biere ausgetrunken hatten, gingen wir in den 2. Stock eines
Bambus/Strohhauses und schauten noch durch die offenen Flächen in die Weiten
des Ozeans der schier unendlich scheint. Es war ein traumhafter Abend und nach
ein paar Gesprächen, hörte man schon die Trommlerband die gerade mit ihrem
Auftritt anfingen. Sie spielten anfangs noch ruhige Trommelrythmen, die aber
nach und nach an Geschwindigkeit zunahmen. Zwischendurch gingen die Mitglieder
der Gruppe in den Vordergrund und machten beeindruckende Tänze. Nach ein paar
Bier machten wir uns dann gegen 12 Uhr auf den Weg ins Bett. Es war ein
angenehmer Tag und die Musik begleitete uns noch bis in den Schlaf.
Am Samstag sind wir um 8 Uhr aufgestanden und gingen nach
dem Zähneputzen zum Frühstück. Es war mein erstes Richtiges Frühstück seit
einem Monat (Wir bekommen schon Frühstück aber das besteht aus Reis und einer
Tomatensauce). Ich bestellte mir Bananen
Pfannkuchen und einen Kaffee, Karin aß eine Gemüseomlett und Julia ließ sich
Kokosnuss- und Bananen Muffins auf der Zunge zergehen. Wie beim Abendessen
ließen wir uns für das Frühstück Zeit und genossen die Umgebung und das
Rauschen des Meeres im Hintergrund. Nach einer Weile überkam uns das Gefühl an
den Strand zu gehen, wir zogen uns schnell und wanderten mit dem Handtuch
Richtung Meer. Es sind mindestens 5 Schilder auf dem Weg die darauf hinweisen
keine Wertsachen mit zum Strand zu nehmen, da dort eine sehr hohe Rate an
Diebstählen passieren.
Wir wussten über diese Situation Bescheid und es ist trotzdem
nicht leicht den Kindern zuzusehen, wie sie sich annähern und probieren dich
Abzulenken während hinter dir ein anderes Kind die Sachen stehlen will. Es ist
und bleibt die wahre Situation in der sich das Land noch befindet. Ich habe mich
mit einen 50er Sonnenschutz mitgenommen, weil ich auf Nummer sicher gehen
wollte. Bei der Sonne und den Temperaturen hätte ich eine noch Stärkere
gebraucht. Wenn man am Strand liegt merkt man die Hitze nicht so, weil der Wind
immer über einem weht. Nach dem es mir dann doch ein bisschen zu heiß wurde,
packte mich die Lust ins Meer zu gehen. Es war ein guter Wellengang, der mir
hin und wieder die Beine unter dem Körper wegriss. Als ich den Rhythmus der
Wellen beobachtete, zauberte der Gedanke das ich mitten im Oktober im
Atlantischen Ozean schwimme ein Lächeln in mein Gesicht. Ich wechselte im 30
Minuten Turnus vom Strand in das Meer. Wir verbrachten gute 4 Stunden am
Strand, sprachen mit ein paar Einheimischen und kauften ein paar Andenken von
den wandernden Händlern. Als uns die Hitze ein deutliches Zeichen in die Haut
brannte zogen wir uns, zu unseren Betten zurück und gingen Duschen. Am selben
Tag traf ich noch einen Musiker von Accra mit dem ich mich auf Anhieb gut
verstand. Am Anfang war ich noch ein bisschen skeptisch da so ziemlich alle mit
denen du redest sofort deine Nummer haben wollen und dich fragen ob du sie nach
Europa mitnimmst.
Aber als ich ihn näher kennen lernte und wir über die
kulturellen Unterschiede sprachen, wusste ich, dass man mit ihm offen reden
kann. Wir redeten über die Situation von den Strandkindern, die hohe
Arbeitslosigkeit und die Lügen die, die Regierung verbreitet um Stimmen zu
bekommen. Er erzählte mir auch das, mal einer eine Schule für die Strandkinder
bauen wollte und die Regierung immer mehr Geld verlangte bis er es sich
irgendwann nicht mehr leisten konnte. Wie kann eine Regierung so arbeiten? Wenn
man sich dann noch überlegt, dass Ghana als Vorzeigeland für Afrika dient was Regierungsarbeit, Infrastruktur und Bildung betrifft,
merkt man schon das da noch einiges schief läuft. Wir diskutierten und
quatschen den langen Tag auf dem Balkon der Hütte. Am späten Nachmittag
bestellten wir dann unser Essen und gegen 7 verzehrten wir es.
Am Abend bereitete sich die Reggaeband auf ihren Auftritt
vor. Langsames einspielen und ein paar kurze Refrains von den Liedern waren der
Anfang. Als sich die Sitze füllten und die freien Barhocker immer weniger
wurden begannen sie zum Spielen. Viele Leute tanzten und der innere Bereich
wurde richtig schön gefüllt, zwischen den Reisenden und Volunteers gesellten
sich auch Bewohner von Accra zu den Leuten und der Musik. Gegen 11 packte mich
die Lust nochmals ins Meer zu gehen, erstens weil ich noch nie bei Nacht im
Atlantischen Ozean war und zweitens weil es nach einen so entspannenden,
geruhsamen Tag kein besseres Ende geben könnte. Was tagsüber schon ein beeindruckendes
Schauspiel war, war meiner Meinung nach nachts, noch gewaltiger und
interessanter. Das Blau des Meeres verdunkelte sich, je weiter man hinausschaute.
Man konnte den Übergang zwischen Meer und Himmel gar nicht erkennen, weil die
Farben so miteinander verschmolzen waren. Und über mir eine klare Nacht, mit
einer Anzahl an Sternen wo wir in Österreich nur träumen können. Ich ließ
diesen Moment gut 20 Minuten auf mich wirken, da es, auch wenn es noch so schön
ist, in der Nacht trotzdem schon kalt werden kann, vor allem im Meer. Nach dem
letzten Besuch im Wasser ging ich noch einmal in Ruhe duschen, schaute noch
kurz zur Bühne und legte mich dann gegen halb eins ins Bett um den Abend
ausklinken zu lassen.
Am nächsten Morgen wurden wir von den Sonnenstrahlen geweckt
und es hatte um 8 Uhr morgens wieder um die 30 Grad. Als ich Aufstand um meine
Sachen zusammenzusuchen merkte ich wie sich der Sonnenbrand von dem Genick über
die Schultern bis zu den Armen ausbreitete.
Ich hatte das Gefühl als würde mein Körper 40 Grad haben. Am Morgen sind
wir dann noch mal richtig Frühstücken gegangen und machten uns dann gegen 10
auf den Weg nach Accra, in die Accra Mall.
Die Accra Mall ist ein Einkaufszentrum wie wir es in
Österreich kennen, auf höchst modernen Stand mit AppleStore, Panasonic,
Supermarkt, … Hier war nur die Oberschicht von Ghana zugange, die Preise
entsprachen den unseren und das gesamte Gelände hatte in keinster Weise etwas
mit dem Ghana zu tun, wie ich es im ersten Monat kennen lernte. Wir schauten
uns ein bisschen um gingen in den Supermarkt um uns mit Essen für tagsüber
einzudecken und bestellten und dann später eine Pizza im Restaurant. Als wir dann
alles zusammen hatten, machten wir dann wieder auf den Weg nach draußen um ein
TroTro nach Nsawon zu erwischen. Draußen bot sich uns wieder derselbe Anblick.
Nicht einmal 20 Meter von der Mall entfernt, standen die Bewohnern wieder bei
ihren kleinen Geschäften, Kinder bettelten um Geld und die Leute starrten dich
an. Wir entschlossen uns für ein Taxi bis zur nächst größeren Station da die
Zeit schon ein bisschen knapp wurde. Der restliche Tag verging dann noch
relativ schnell die letzten Fahrten vergingen für mich in Windeseile und wir
erreichten Kwamekrom noch bevor die Sonne unterging. Da wir alle ziemlich
geschafft waren aßen wir noch schnell das Fufu und gingen dann mit einem gut
gefüllten Magen und einem wieder völlig funktionsfähigen Gehirn ins Bett um die
nächsten Tage in der Schule so gut wie möglich zu arbeiten.
LG nach Österreich
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