Mittwoch, 24. Oktober 2012

Schulwoche und Farm


Dieser Eintrag kommt etwas verspätet und ich werde mich in diesem Fall auch kürzer fassen, weil in dieser Woche und dem darauffolgendem Wochenende im Vergleich wenig passiert ist.

Letzte Woche hatten wir in begonnen die Gruppenarbeiten in eine Art Wochenarbeit umzufunktionieren, um die Teamarbeit zu steigern. Bis auf eine Gruppe, meisterten die Schüler die Aufgaben sehr gut und zu unserer Überraschung auch mit einer Teamfähigkeit die uns in den letzten Wochen abgegangen ist. Naja bis auf die eine Gruppe wo die besseren Schüler allein gearbeitet haben und die Lernschwachen hinkten hinten nach. Nach mehrmaligen Gesprächen mit der Gruppe konnten wir aber langsam Fortschritte erzielen, jedoch wissen wir, dass es noch ein langer Weg ist bis sie wirklich verstehen was der Sinn dahinter ist. Ich habe mit Verena gesprochen und sie war einverstanden, dass ich am Donnerstag in Sport ein Fußball Training mit unserer Klasse machen kann. Ich hoffe, dass sie sich nicht nur am Spielfeld als Team sehen, sondern diesen Zusammenhalt auch in die Klasse mitbringen. Julia und Verena haben mit den Mädchen ein Volleyballtraining begonnen und arbeiten in dieselbe Richtung. Ich habe begonnen Trainingspläne zu erstellen schon langsam an der Aufstellung zu feilen, wusste aber nicht, dass diese Aufgabe so viel Zeit verschlingt. Wir haben 15 Burschen in der Klasse, genau die richtige Menge für ein ganzes Team. Der Vorteil an diesem Training ist, dass ich ihnen nicht nur den Ball gebe und sie 1 Stunde spielen lasse, sondern es auch gut mit Leichtathletik verbinden kann. Wir machen immer Rundläufe am Feld, ich nehme die Zeit bei den 50 Meter Sprints und dass Sprungkrafttraining haben wir auch schon hinter uns. Anfangs war ich skeptisch, weil sich der Altersdurchschnitt in dieser Klasse 12 Jahre ist und ich mir nicht sicher war ob es ihnen so auch gefällt. Zu meiner Überraschung, machten es ihnen sogar riesen Spaß und sie waren mit vollem Einsatz dabei. Werde jetzt diese Woche mit der Ballführung beginnen und einen kleinen Hürdenlauf vorbereiten. Sollte jemand eine gute Idee zum Training haben würde ich mich freuen wenn er mir einen Kommentar hinterlässt oder mich persönlich anschreibt.

Heute haben wir in Mathematik eine Schnitzeljagt vorbereitet, die wir am Donnerstag in der Früh ausprobieren. Da wir an jeden Donnerstag 2 Stunden Mathematik haben, denke ich, dass wir mit der Zeit gut auskommen werden. Bin schon gespannt wie es ihnen gefällt und wie sie sich anstellen. Es wird natürlich wieder in Teams gearbeitet. Ich muss echt sagen, dass mir das unterrichten von Woche zu Woche besser gefällt und die Arbeit mit diesen Kindern eine wahre Erfüllung ist. Das Gefühl, wenn du ein Kind beobachtest und siehst, dass es eine Aufgabe richtig gemeistert hat erfüllt einen mit Glück. Sie können sich einfach für die kleinsten Sachen begeistern und sind so voller Freude wenn sie etwas richtig machen.
Beim wöchentlichen Teachers Meeting hatten wir diese Woche ein paar Themen die Verena auf den Magen schlugen. Da wir schon beim Thema schlagen sind, die Lehrer verstehen einfach den Sinn hinter der Maßnahme nicht, dass man die Schüler nicht schlagen soll. Sobald Verena in der Schule ist, benehmen sie sich nach den Vorschriften (bis auf das zu spät kommen, naja aber das Thema mit der Pünktlichkeit haben wir eh schon öfters durch J ) Sobald aber Verena mit Kwaku die Schule verlassen hat, kommt es schon öfters vor, dass ein Lehrer handgreiflich wird oder sogar einen Stock in die Hand nimmt. Sobald wir es sehen, wird auf der Stelle eingegriffen und der Stock entsorgt und aus irgendeinem Grund glauben sie, dass es Verena nicht erfahren wird, was natürlich völliger Irrsinn ist, weil wir es sowieso melden.  Ein weiteres Thema war, dass einiger der Lehrer einfach vom Unterricht fernbleiben ohne, dass sie etwas sagen. Es kommt auch weder ein Anruf von ihnen, genauso wenig sagen sie es einen anderen Lehrer. Während des Teachers Meeting hatte ich das Gefühl, dass einige der Lehrer vom Denken her mit den Schülern vergleichbar waren. Sie saßen mit gesenktem Kopf in einem Halbkreis und haben nicht einmal probiert über diese Situationen zu reden. Hin und wieder kam einem der Lehrer ein Lacher aus wenn ein anderer Mist gebaut hat. Ich sah wie gesagt, wenig unterschied zu unseren Schülern, was meiner Meinung nach mit der fehlenden Bildung der letzte Jahrzehnte in Ghana zu tun hat. Wenn man die BRIGHT STAR INTERNATIONAL PRIMARY SCHOOL (unserer Schule) mit den öffentlichen Schulen vergleicht, sind wir ihnen bei weitem voraus. Wir verfolgen eher die Europäischen Lehrmittel und arbeiten auch meistens mit unseren Büchern. Den riesen Vorteile die wir noch in dem System unserer Schule genießen ist, dass wir, wie schon im vorigen Blog beschrieben, eine komplett freie Unterrichtsgestaltung haben und der Schüler immer im Mittelpunkt unserer Interessen steht. Wir organisieren den Unterricht weniger Frontal, sondern gehen mehr in ein offenes Lernen über.

Das Wochenende darauf, verbrachten wir wie das erste auf der Farm. Nach einem gemütlichen Freitagnachmittag, wo wir uns in Adawso mit den nötigen Überlebenskits eindeckten. Wir besorgten uns also Kekse und ein paar Rollen Klopapier. Die größte Summe an Cidis, ging dann für 5 Packungen Spaghetti, 3 Dosen Tomatensauce, eine Packung Zwiebel und eine Packung Knoblauch drauf. Wir hatten Lisbeth und Gifty (Die überaus netten Damen die uns täglich bekochen) versprochen sie am Sonntag mit Spaghetti zu verwöhnen. Da wir natürlich nicht nur die 2 einladen konnten mussten wir uns mit Vorräten, für 16 Personen eindecken. Das Aufkommen am Markt, war wie jedes Mal enorm, aber ich hatte das Gefühl, das uns die Leute jetzt schon kennen und die Blicke der Händler und anderen Leuten wurden weniger zu einem starren sondern zu einem gegenseitigen zunicken. Nach dem wir die Einkäufe in Windeseile erledigten, machten wir uns gegen 17 Uhr wieder auf den Weg zurück nach Kwamekrom. An diesem Abend aßen wir noch  Banku und Jam und ich legte mich gegen halb 8 ins Bett, da wir am nächsten Tag früh rausmussten. Als mich das Lied „Toxicity“ von System of a Down, in den Schlaf begleitete (zwar nicht gerade das ruhigste Schlaflied, bin aber in letzter Zeit wieder auf den Geschmack gekommen) hatte ich einen 9 stündigen geruhsamen Schlaf.

Als ich gegen 6 Uhr durch die Sonnenstrahlen, die durch das Mosquitonetz am Fenster funkelten, aufwachte, wanderte mein erster Blick auf das Handy, genauer gesagt auf die Uhr. 6 Uhr, ist ja wieder Zeit zum Aufstehen. Als ich mich langsam aufrichtete und mir meine Sachen zusammensuchte, versuchte ich mich zu erinnern wann ich das letzte Mal an einem Samstag um diese Uhrzeit aufstand. Es muss schon eine Ewigkeit aus gewesen sein und wahrscheinlich vor der Zeit wo ich zum fort gehen angefangen habe. Als ich mein Zimmer verließ und noch halbverschlafen zum Vorraum unseres Heimes kam, merkte ich schon, dass Julia nicht nur munter, sondern schon wieder voll im Tag war. Sie stand schon in der Küche im gegenüber liegenden Haus und machte uns das Wasser für den Kaffee über einem offenen Feuer warm. Hammer dachte ich, putzte mir die Zähne und lies mich in einem der Gartensessel fallen. Mit der Zeit kam dann auch Karin und wir aßen gemeinsam das Frühstück. Es besteht entweder aus Sugar- oder Teabread das wir mit einer Art Butter beschmieren, hin und wieder nehmen wir auch noch Erdnussbutter falls wir etwas Abwechslungen haben wollen. Nach diesem nahrhaften Frühstück ;), machten wir uns auf den Weg zur Farm. Julia und Karin gingen mit Albert und Lisbeth und ich ging wieder zu Ado auf die Farm. Ich unterschätze wie beim letzten Mal den Weg zur Farm und kam schon bevor ich dort war ins Schwitzen. Ich war wenigsten in diesen Fall so Intelligent und bereitete mir genügend Wasser für den Tag vor. An der Farm angekommen wurde ich gleich mit einem breiten Grinsen von Ado begrüßt, der wie jeden Tag schon mindestens 1 Stunde dort war. Wir gingen den üblichen Rundgang er erklärte mir wie sich die Felder im letzten Monat entwickelten und zeigte mir dann ein kleines Ananasfeld, dass wie er meinte,  für mich angelegt wurde. Das Feld war ca. 20 mal 30 Meter groß und mit jede Menge Ananas gefüllt.  Ich versuchte ihm zu erklären, dass ich mich wahrscheinlich eher  schlecht als Recht um das Feld kümmere, da ich auch keinerlei Erfahrung habe. Er winkte mit einem Lachen ab und entgegnete, dass ich mich darüber keine Sorgen machen soll. Im Laufe des Vormittags bestellten wir ein Feld mit Cassava (eines der Zutaten für Fufu). Wir arbeiteten gut 3 Stunden und ich musste öfters eine Pause machen, weil an diesem Tag die Sonne für mich schon fast unerträglich heiß war. Gegen 10 Uhr gab es dann Jam zum Essen und dann wurde munter weitergearbeitet. Wie fast immer bestanden unsere Themen aus der Landwirtschaft und wir fluchten gemeinsam über miese Bezahlung der größeren Firmen, die den Farmern so viel Geld abknöpfen dass sie kaum überleben können. Das meiste des Geldes das sie verdienen, muss dann wieder für die Pestizide ausgeben, die selbst für die Ghanaischen Verhältnisse zu hoch sind. Trotz alledem geht er, sowie die anderen Farmer, 6 Tage die Woche für 11 Stunden auf die Farm, ohne Urlaub oder einer richtigen Auszeit. Wir arbeiteten bis Mittag weiter und dann gab es noch Fufu und zu meiner Überraschung, aber auch Freude mit einem Huhn. Gegen 3 musste ich mich dann von ihm verabschieden, da ich den Jungs im Dorf versprochen hatte das wir eine Fußball Training machen.

Gesagt getan traf ich mich mit den Kids auf dem Fußball Feld. Sie warteten schon 10 Minuten und ich musste nur noch kurz die Bälle holen und dann ging es auch schon los. Nach einem kurzen Aufwärmen und Dehnen, schnappten wir uns die Bälle machten ein kleines Match und trainierten unseren Goalkeeper. Am Ende des Tages war ich so sehr geschafft, dass die meisten meiner Gedanken etwas mit dem Schlafen zu tun hatten. Völlig entkräftet legte ich mich gegen 8 Uhr nieder und war für ein paar Minuten Ruhe so dankbar, dass ich innerhalb von wenigen Minuten mit den Klassikern  von „Seeed“ einschlief.
Sonntag war wieder ein richtig entspannter Tag, wir liehen uns 1 DVD von Verena aus und schauten am Vormittag einen Film am Laptop während alle Kinder in der Schule waren. Tagsüber ist relativ wenig passiert, wir hingen den Großteil des Tages vor unserem Haus ab, waren hin und wieder im Internet, spielten mit den Kindern „one two three I am free“  ist im Prinzip dasselbe wie 1, 2, 3 abschlagen. Am Ende dieses entspannten Sonntages aßen wir noch in Ruhe Fufu und Jam, führten noch ein paar Gespräche und gingen zeitig ins Bett um für die nächste Woche wieder fit zu sein.

LG nach Österreich

2 Kommentare:

  1. Lieber Martin,
    ein Tip zum Balltraining mit deinen Jungs:
    Bitte nicht die "Österreichische Balltechnik" vermitteln, am besten du nimmst direkten Kontakt mit "David Alaba" auf -> :-)))

    LG - Papa

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  2. Wenn ich die "Österreichische Balltechnik" vermittle, würde die Mannschaft höchstwahrscheinlich nicht lange mitspielen können :))

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